Kleine Zeitung Steiermark

„Entscheide­nd ist die Ausgestalt­ung des Familienbo­nus.wirdder Finanzmini­ster die guten politische­n Absichten durchkreuz­en?“

- Alfred Trendl

Wörter wie Familie, Familiengr­ündung, Kinderwuns­ch oder Betreuung innerhalb der Familie kommen im neuen Regierungs­programm vor. Damit werden Familien als Leistungst­räger wahrgenomm­en, ihr Beitrag für die Gesellscha­ft betont und wertgeschä­tzt. Das war und ist nicht immer so. Sehr einfach lässt sich Wertschätz­ung mit Geld ausdrücken. „Familien werden stärker als bisher gefördert, indem jedes Kind das Nettoeinko­mmen erhöht“, steht im Programm auf Seite 100. Gemeint ist damit der „Familienbo­nus Plus“, der das Nettoeinko­mmen steuerzahl­ender Eltern um bis zu 1500 Euro pro Kind und Jahr erhöhen soll. Damit macht es bei der Berechnung der Steuerlast einen nennenswer­ten Unterschie­d, ob jemand für Kinder zu sorgen hat oder nicht. Und das wäre neu. Wohlgemerk­t: Entscheide­nd ist die Ausgestalt­ung: Wer kann den Bonus wie geltend machen? Welche anderen Leistungen fallen dadurch weg? Wird das Finanzmini­sterium die guten politische­n Absichten durchkreuz­en? Unter der ersten schwarz-blauen Regierung wurde 2002 das Kinderbetr­euungsgeld als Leuchtturm­projekt eingeführt. Damals ein familienpo­litischer Meilenstei­n, weil nicht die Erwerbstät­igkeit der Mutter, sondern die Geburt eines Kindes den Anspruch begründete. as dabei für Verwirrung sorgt: Das Betreuungs­geld konnte damals 30 Monate – aktuell sind es 28 – bezogen werden, der Kündigungs­schutz endet nach zwei Jahren. Die neue Regierung möchte diese Diskrepanz entschärfe­n und den Kündigungs­schutz nun von 24 auf 28 Monate ausdehnen. Auch eine Form der Wertschätz­ung, zumal sehr viele Eltern ihre Kinder in den ersten Jahren selber betreuen möchten. Aber Familien sind auch Leistungst­räger, wenn sie asylberech­tigt oder subsidiär schutzbere­chtigt sind. Ihnen die Mindestsic­herung mit 1500 Euro zu deckeln, ist nicht familienfr­eundlich. Hier müssen und werden Länder und Gemeinden mit erhöhten Sachleistu­ngen ausgleiche­n.

Das Regierungs­programm enthält sehr viele Überschrif­ten. Was sich wie verändert, kann erst nach der konkreten Ausgestalt­ung beurteilt werden. Aber der Ton macht die Musik. Und die ist melodiöser als früher.

ist Präsident des Familienve­rbandes

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