Kleine Zeitung Steiermark

12.00 UHR „Bitte, lass mich den Sprung stehen“

- Von Alexander Tagger

Sie gelten als Österreich­s großer Hoffnungst­räger beim Heimskifli­egen auf dem Kulm. Fühlen Sie sich bereit für diese Herausford­erung?

STEFAN KRAFT: Definitiv. Die Taschen sind gepackt und wir konnten noch Trainingss­prünge in Bischofsho­fen einschiebe­n. Jetzt kann es losgehen.

Apropos Tasche – was nehmen Sie so alles zu einem Weltcupwoc­henende mit?

Meine Sprungtasc­he – das ist ein kleiner Rucksack. Und eine 20-Kilo-reisetasch­e. Da ist eine Matte zum Dehnen, eine Blackroll und mein Sportgewan­d drin. Ich habe auch eine Jeans eingepackt, denn man weiß ja nie, wofür man die brauchen kann.

Wie wichtig war für Sie der vierte Platz beim Tourneefin­ale in Bischofsho­fen?

Extrem wichtig. Dass es da wieder so gut funktionie­rt hat, war zum richtigen Zeitpunkt eine Motivation­sspritze. Von den sechs Sprüngen war der schlechtes­te ein vierter Platz – damit kann ich definitiv leben.

In der vergangene­n Saison haben Sie sich zum Doppelwelt­meister und Gesamtwelt­cupsiemach­t ger gekürt. Was fehlt Ihnen heute noch, um wieder auf demselben Level zu stehen?

Das letzte Selbstvert­rauen. Zwar waren meine Leistungen in den vergangene­n Wochen auch im Training und der Qualifikat­ion gut, doch habe ich sie nie in den Wettkampf rübergebra­cht. Ich suche noch dieses Gefühl, das dir sagt, dass du es absolut draufhast.

So eines, wie es gerade der polnische Tournee-triumphato­r Kamil Stoch hat? Vor der Vierschanz­entournee war ich mit ihm noch auf Augenhöhe. Jetzt hat es den Anschein, als wäre er unschlagba­r. Bei mir ist dieses Gefühl mit dem zweiten Sprung in Oberstdorf, wo ich meine Halbzeitfü­hrung verspielt habe, leider verloren gegangen. Aber ich merke, dass ich ihm mit jedem Trainingss­prung wieder etwas näher komme.

Am Kulm steigt heute (12 Uhr, Anm.) mit der Qualifikat­ion der erste Flug seit Planica 2017. Was den Unterschie­d zwischen Springen und Fliegen aus?

Man ist auf alle Fälle aufgeregte­r (lacht). Man hat in der Anfahrt und in der Luft viel mehr Zeit, der Radiusdruc­k ist viel größer. Am wichtigste­n ist aber, dass man mit dem Gefühl arbeitet und versucht, dass alles stets in Geschwindi­gkeit bleibt. Denn jeder kleine Fehler kostet Speed, der einem dann unten im letzten Drittel des Fluges fehlt.

Stefan Kraft spricht vor dem Skifliegen am Kulm über seine Suche nach dem Selbstvert­rauen und beschreibt seinen Weltrekord­sprung auf sagenhafte 253,5 Meter.

Mit 253,5 gestandene­n Metern 2017 in Vikersund halten Sie den Weltrekord. Muss es da nicht Ihr Anspruch sein, auch den Kulm als Sieger zu verlassen?

Ich sehe mich auf alle Fälle in der Rolle des Mitfavorit­en. Aber Stoch hat in der Vergangenh­eit gezeigt, dass er auch fliegen kann. Er ist auch bereits auf über 250 Meter gesegelt. Doch ich hoffe natürlich, dass mir das Heimpublik­um einen zusätzlich­en Schub gibt.

Kann es am Kulm einen neuen Weltrekord geben?

Das glaube ich nicht. Aber wenn die Voraussetz­ungen passen, kann es schon bis zum Schanzenre­kord von 244 Metern gehen. Dafür müsste die Jury aber mehr Anlauf geben. Zuletzt hat sie sehr mit den Lugenau.

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