„Drittes Lager muss seine Geschichte aufarbeiten“
FPÖ-CHEF Heinz-christian Strache will die eigene Bewegung von Antisemiten säubern und denkt an die Einsetzung einer Historikerkommission.
Ist es ein leeres Versprechen, um die ÖVP unter Sebastian Kurz als Koalitionspartner bei Laune zu halten und Luft aus der hitzigen Debatte, die längst auch jenseits der Staatsgrenzen registriert wird, zu nehmen? Oder meint es Heinz-christian Strache wirklich ernst und erfindet die FPÖ neu? Unter dem Eindruck des jüngsten Skandals um Ns-lieder in der Wiener Neustädter Burschenschaft Germania will der FPÖ-CHEF ein neues Kapitel in der Geschichte seiner Bewegung aufschlagen. Im Interview mit der Kleinen Zeitung kündigte der Vizekanzler die Einsetzung einer Historikerkommission an, die sich „schonungslos mit den Fehlern der eigenen Vergangenheit“auseinandersetzt. „Das dritte Lager muss seiner Verantwortung gerecht werden und seine Vergangenheit aufarbeiten“, so Strache am Vorabend des Holo- caust-gedenktags – und Stunden vor dem Start des Akademikerballs. „Antisemitismus hat in der FPÖ und auch beim Akademikerball nichts verloren.“Die Forderung wiederholte Strache am Abend in seiner Rede am Ball. „Wer das anders sieht, soll aufstehen und gehen. Er ist bei uns nicht erwünscht.“
In den nächsten Wochen will Strache Historiker benennen, die bis zum Sommer einen Bericht vorlegen sollen. „Es sollten Historiker sein, die uns nahestehen, aber auch ein paar unabhängige Experten, die von außen einen Blick auf uns werfen.“Welche Konsequenzen aus dem Bericht gezogen werden, ob ein Verhaltenskodex erstellt wird, dem sich alle freiheitlichen Politiker unterwerfen müssen, ließ der Vizekanzler offen. Ein Burschenschafts-verbot für Fpö-politiker hält Strache für komplett abwegig. „Das sind redliche Vereine, ich verwahre mich gegen Pauschalurteile. Ich orte, dass viele Burschenschaften ihre Vergangenheit aufgearbeitet ha- ben.“Ob sein Appell auch an die Burschenschaften gerichtet ist? „Das sind eigene Vereine, ich kann nichts verordnen.“
Der FPÖ-CHEF findet es bedauerlich, dass die Israelitische Kultusgemeinde das Holocaust-gedenken wegen der Anwesenheit freiheitlicher Politiker boykottiert hat. „Ich habe Verständnis dafür, aber ich will den Weg der Aufklärung gehen, um ein für alle Mal alle Missverständnisse und Unklarheiten aus der Welt zu schaffen.“
Strache selbst nimmt für sich in Anspruch, seit der Übernahme der Parteiobmannschaft im Jahr 2005 stets für klare Verhältnisse gesorgt zu haben: „Wenn jemand die rote Linie überschritten hat, habe ich stets durchgegriffen. Ich habe mir da nichts vorzuwerfen.“Strache nimmt den niederösterreichischen Spitzenkandidaten Udo Landbauer in Schutz, räumt aber „Verfehlungen, die einer Aufklärung bedürfen“, ein. „Ich habe volles Vertrauen in die Justiz.“