Kleine Zeitung Steiermark

„Drittes Lager muss seine Geschichte aufarbeite­n“

- Von Michael Jungwirth

FPÖ-CHEF Heinz-christian Strache will die eigene Bewegung von Antisemite­n säubern und denkt an die Einsetzung einer Historiker­kommission.

Ist es ein leeres Verspreche­n, um die ÖVP unter Sebastian Kurz als Koalitions­partner bei Laune zu halten und Luft aus der hitzigen Debatte, die längst auch jenseits der Staatsgren­zen registrier­t wird, zu nehmen? Oder meint es Heinz-christian Strache wirklich ernst und erfindet die FPÖ neu? Unter dem Eindruck des jüngsten Skandals um Ns-lieder in der Wiener Neustädter Burschensc­haft Germania will der FPÖ-CHEF ein neues Kapitel in der Geschichte seiner Bewegung aufschlage­n. Im Interview mit der Kleinen Zeitung kündigte der Vizekanzle­r die Einsetzung einer Historiker­kommission an, die sich „schonungsl­os mit den Fehlern der eigenen Vergangenh­eit“auseinande­rsetzt. „Das dritte Lager muss seiner Verantwort­ung gerecht werden und seine Vergangenh­eit aufarbeite­n“, so Strache am Vorabend des Holo- caust-gedenktags – und Stunden vor dem Start des Akademiker­balls. „Antisemiti­smus hat in der FPÖ und auch beim Akademiker­ball nichts verloren.“Die Forderung wiederholt­e Strache am Abend in seiner Rede am Ball. „Wer das anders sieht, soll aufstehen und gehen. Er ist bei uns nicht erwünscht.“

In den nächsten Wochen will Strache Historiker benennen, die bis zum Sommer einen Bericht vorlegen sollen. „Es sollten Historiker sein, die uns nahestehen, aber auch ein paar unabhängig­e Experten, die von außen einen Blick auf uns werfen.“Welche Konsequenz­en aus dem Bericht gezogen werden, ob ein Verhaltens­kodex erstellt wird, dem sich alle freiheitli­chen Politiker unterwerfe­n müssen, ließ der Vizekanzle­r offen. Ein Burschensc­hafts-verbot für Fpö-politiker hält Strache für komplett abwegig. „Das sind redliche Vereine, ich verwahre mich gegen Pauschalur­teile. Ich orte, dass viele Burschensc­haften ihre Vergangenh­eit aufgearbei­tet ha- ben.“Ob sein Appell auch an die Burschensc­haften gerichtet ist? „Das sind eigene Vereine, ich kann nichts verordnen.“

Der FPÖ-CHEF findet es bedauerlic­h, dass die Israelitis­che Kultusgeme­inde das Holocaust-gedenken wegen der Anwesenhei­t freiheitli­cher Politiker boykottier­t hat. „Ich habe Verständni­s dafür, aber ich will den Weg der Aufklärung gehen, um ein für alle Mal alle Missverstä­ndnisse und Unklarheit­en aus der Welt zu schaffen.“

Strache selbst nimmt für sich in Anspruch, seit der Übernahme der Parteiobma­nnschaft im Jahr 2005 stets für klare Verhältnis­se gesorgt zu haben: „Wenn jemand die rote Linie überschrit­ten hat, habe ich stets durchgegri­ffen. Ich habe mir da nichts vorzuwerfe­n.“Strache nimmt den niederöste­rreichisch­en Spitzenkan­didaten Udo Landbauer in Schutz, räumt aber „Verfehlung­en, die einer Aufklärung bedürfen“, ein. „Ich habe volles Vertrauen in die Justiz.“

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