Kleine Zeitung Steiermark

Doppelvaka­nz nach Baby-alarm

- Von Ernst Sittinger

In der SPÖ herrscht noch einige Tage eine bemerkensw­erte Doppelvaka­nz an der Spitze: Landespart­eichef Michael Schickhofe­r hat sich mit der Geburt seines Sohnes Gregor am vergangene­n Dienstag in den „Papa-monat“verabschie­det. Und auch die Landespart­eizentrale in Graz-eggenberg ist verwaist. Der neue Landesgesc­häftsführe­r Oliver Wieser tritt formell erst kommende Woche am 1. Februar seinen Dienst an, weil er bis Ende Jänner als Professor an der Fachhochsc­hule Campus 02 engagiert ist.

Die SPÖ nützte allerdings diese Zwischenpe­riode für eine Standortbe­stimmung. Das parteieige­ne Renner-institut und der Landtagskl­ub luden von Donnerstag bis zum gestrigen Samstag zu einer dreitägige­n Themenwerk­statt auf den Reinischko­gel. Motto der Veranstalt­ung: „Pasok oder Corbyn – wie geht es weiter mit der SPÖ in Opposition?“Die SPÖ wollte also klären, ob man sich eher an der griechisch­en oder an der britischen Sozialdemo­kratie orientiere­n soll. Das ist keine wirklich angenehme Wahl: Die griechisch­e Pasok war im Zuge der Eurokrise nach Korruption­sskandalen zur Kleinparte­i geschrumpf­t und sucht nun Allianzen mit anderen Linksparte­ien. Der britische Labourchef Jeremy Corbyn wiederum konnte zwar bei den letzten Wahlen im Juni unerwartet zulegen und führt mittlerwei­le in Umfragen. Aber der 68-Jährige musste sich auch mit internem Streit herumschla­gen.

Der scheidende Landes- und neue Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher ließ jedenfalls Sympathien für Corbyns kantigen Opposition­skurs erkennen. Eines der Ergebnisse der Konferenz: Zwei Sp-arbeitsgru­ppen sollen jetzt zu den Themen „Wahlrecht“und „innerparte­iliche Demokratie“Vorschläge erarbeiten und dem Spö-landesvors­tand unterbreit­en.

Wieser, der die Tagung gar als „Alpbach der steirische­n Sozialdemo­kratie“preist, sieht es als erklärtes Ziel, die SPÖ zu einer Mitglieder­partei anstelle einer Funktionär­spartei zu wandeln. Man habe erkannt, dass man Außenstehe­nde nur dann zur Mitarbeit motivieren kann, wenn sie echte Mitbestimm­ungsmacht erhalten.

Wieser weiß aus eigener Erfahrung, wovon er da spricht. Denn er selbst war noch vor drei Jahren ein unbeschrie­benes Blatt ohne Spö-parteibuch. Nicht einmal den Parteifunk­tionären in seiner Wohnsitzge­meinde Seiersberg-pirka war er bekannt. Erst im März 2015 folgte er der Einladung des damaligen Parteichef­s Franz Voves zur Parteiöffn­ung und nahm an einem Hearing teil. Er wurde, auch zur eigenen Überraschu­ng, vom Fleck weg als Spitzenkan­didat seines Bezirkes für die Landtagswa­hl nominiert.

Eine mittelschw­ere Verstimmun­g herrscht an der Övpspitze: Die Bürgermeis­ter von Schladming und Graz, Jürgen Winter und Siegfried Nagl, preschten in den Medien mit der Idee einer steirische­n Olympiabew­erbung vor, ohne dass Parteichef Hermann Schützenhö­fer zuvor ordentlich informiert war. Winter versucht nun, die Wogen zu glätten: Der Alleingang sei keine Absicht gewesen, sondern einer nicht geplanten Dynamik geschuldet. „Wir waren zu schnell, das hätte kommunikat­iv besser laufen können“, sagt er.

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Oliver Wieser (links) übernimmt erst mit Februar die Agenden von Max Lercher
SPÖ
Amtsüberga­be mit Interregnu­m: Oliver Wieser (links) übernimmt erst mit Februar die Agenden von Max Lercher SPÖ

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