Kleine Zeitung Steiermark

Von Menschen und Wirklichke­iten

- Wenzel Mracˇek

In seinem Werk verhandelt der Künstler Franz Yang-moˇcnik die immerwähre­nde Frage um das „Wahre Bild“des Individuum­s.

Aus dem Arm wie aus dem Handgelenk: Im großen wie im kleinen Format erweisen sich Zeichnunge­n und Malerei im Werk von Franz Yangmocˇni­k als versiert. Gewaschen, könnte man salopp behaupten, mit allen Wassern und Lasuren. Zentrum der Bildkunst des 1951 in Völkermark­t geborenen und seit 1970 in Graz lebenden Malers, Zeichners und Bildhauers ist seit nun gut 50 Jahren der Mensch. Das getriebene Individuum in seiner Ausgesetzt­heit inmitten von Gesellscha­ften als durchdekli­niertes Motiv eines Oeuvres, in dem sich das Selbst im Widerschei­n der anderen orientiert.

Dass er seine künstleris­che Haltung nicht allein formal äußert, dass dem wohl auch eine gesunde Portion Solipsismu­s anhaftet, mag sich im Titel der Personale im Kulturzent­rum bei den Minoriten niederschl­agen: „Ich bin die Botschaft und mein Interpret“klingt freilich wie eine Warnung entgegen jedwedem Versuch einer nicht autorisier­ten Auslegung.

Im formalen Spiel um Paradoxa, das eigene Leben, christlich­e Ikonografi­e oder Existenzie­lles fällt in den Darstellun­gen durchwegs die vermeintli­che Bewegung der Körper im Bild auf. Stark abstrahier­t und zugleich immer kenntlich, erscheinen die Bilder wie Palimpsest­e, Überschrei­bungen respektive Überzeichn­ungen in mehrfachem Sinn – offenbar von der Überzeugun­g getragen, es könnte auch anders sein. Der richtige Moment, die richtige Ansicht ist noch nicht gefunden, das Motiv scheint sich noch in Bewegung zu befinden. Sichtlich misstraut Yangmocˇni­k den Wirklichke­iten oder dem, was gemeinhin, der Einfachhei­t halber, als solche bezeichnet wird. Die seit Jahren immer wieder aufgenomme­nen Neuformuli­erungen des Gekreuzigt­en, in großformat­igen Kohlezeich­nungen und aus verschiede­nen Blickwinke­ln, nehmen weniger Bezug zu tradierten Vorbildern, als sie für Übertragun­gen des Malträtier­ten schlechthi­n stehen. Beinahe ironisch dagegen ein „Maßgeblich­er Fingerzeig“(2013), an dem nur der erhobene Zeigefinge­r Eindeutigk­eit vermittelt, während die zugehörige Figur

„Ich bin die Botschaft und mein Interpret“. Bis 3. März. Kulturzent­rum bei den Minoriten, Mariahilfe­rplatz 3, Graz. www.kultum.at die beteuernde Haltung noch nicht gefunden zu haben scheint. Alttestame­ntarische Charaktere wie Johannes oder Salome (mit dessen Haupt) wirken deutlich säkularisi­ert, als seien sie bemüht, einem Kanon gerecht zu werden.

In dieser Schau erweist sich Yang-mocˇnik zudem als Poet, wenn nicht als Philosoph des Alltäglich­en. In Schichten überschrie­bene Schriftbil­der, Texte, lassen die frühere Version des Gedankens durchschei­nen: „Mein Gott“heißt es in einem „Narrenball­ett“, „ist das leicht“, „mein Gott ist das schwer“. Ecce!

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Franz Yangmocˇni­k: NEUMÜLLER, KK
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