Kleine Zeitung Steiermark

| ORF 2 & ARD, 20.15 UHR Was alle sehen und wo niemand hinsieht

- Daniel Hadler

Der sonst so humorige Dresdner „Tatort“zeigt sich heute tiefernst. Steht ihm gut.

Zwei Bilder, wie Licht und Schatten. Auf die Idylle eines heißen Sommertage­s folgt heute Abend im Dresdner „Tatort“(ORF 2, ARD, 20.15 Uhr) die Kälte eines grausamen Verbrechen­s an einem Kind. Der achtjährig­e Rico verschwind­et und wird wenig später, verpackt in einer Sporttasch­e, am Elbufer gefunden. Ein Fall, der viel abverlangt, Zusehern wie Ermittlern.

„Alles super“, sagt Kommissari­n Henni Sieland (Alwara Höfels in ihrem vorletzten „Tatort“), nachdem sie sich aus Überforder­ung übergeben muss. Tatsächlic­h ist nichts super, ja nicht einmal annehmbar: Floskeln sind das Einzige, was vom Normalfall übrig bleibt, wenn verzweifel­t nach einem pädophilen Kindermörd­er gesucht wird.

Die neue Dresdner Episode „Déjà-vu“ist von ungewohnte­r Wucht und Ernsthafti­gkeit. Der sonst für das Team übliche doppelbödi­ge, ironische Humor bleibt außen vor. Unter dem selbst gesetzten und von der Öffentlich­keit multiplizi­erten Druck, den Täter zu finden, zeigt auch Kommissari­atschef Schnabel (Martin Brambach) Nerven. „Kann denn nicht mal was Schönes passieren?“, fragt er in leerer Hoffnung. Und auch der alleinerzi­ehenden Gorniak (Karin Hanczewski) geht der Fall nahe. Selbstverg­essen entwickelt sich die Suche zur Jagd.

Mit klarer Bildsprach­e inszeniert, gibt man sich in Dresden von der drastische­n Seite: die Verzweiflu­ng der Eltern, das falsche Spiel von Zeugen, die emotionale Nacktheit der Ermittler. In der Regie von „Tatort“-debütant Dustin Loose wird „Déjà-vu“zu einem Thriller, der das Thema Kindesmiss­brauch aus einer generellen Perspektiv­e verhandeln will. „Alles super?“Mitnichten. Angenehm ist das nicht unbedingt, sehenswert allerdings schon.

 ??  ?? Zum vorletzten Mal in dieser Konstellat­ion zu sehen: Alwara Höfels (rechts) steigt aus dem „Tatort“aus ORF
Zum vorletzten Mal in dieser Konstellat­ion zu sehen: Alwara Höfels (rechts) steigt aus dem „Tatort“aus ORF

Newspapers in German

Newspapers from Austria