„Weniger ist besser: für uns und den Planeten!“
Ein Wunderheiler und die Pharmaindustrie beschäftigen unsere Leserinnen und Leser.
„Kurpfuscher“, Ärzte schalten Staatsanwalt ein, 26. 1.
Mich als Arzt interessiert dieser Mann als gesellschaftspolitisches Phänomen. Ich sehe in ihm ein „Krankheitszeichen“unserer gesellschaftlichen Situation: Er bedient vor allem frustrierte Menschen, für die ausschließlich „die da oben“schuld an ihrer eigenen Lage sind, sei es die Pharmaindustrie, der Staat, seien es die Banken oder andere Verschwörungsmächte.
Um solche Auswüchse zu bekämpfen, müssen wir uns alle an der Nase nehmen: wir Ärzte, die durch Zeitmangel zu viel an „Zuckerln“(= Medikamenten) verschreiben und durch nicht gesicherte Heilmethoden auch diesen Markt bedienen; die Apotheker, die ja vom Nurverkauf von Kassenmedikamenten fast nicht überleben könnten und von Zuverkauf von „Mittelchen“, die eine weit höhere Gewinnspanne haben, leben und so den Markt aufblähen; wir als Patienten/menschen, wenn wir glauben, gegen jede Befindlichkeitsstörung ein „Mittel“nehmen zu müssen, anstatt „Innenschau“zu halten. In Anlehnung an ein berühmtes Wort sage ich: „Weniger ist besser.“Für den Patienten. Für uns als Menschen. Für unseren Planeten Erde.
St. Andrä im Sausal beit nicht viel zum Leben bleibt. Armes Österreich, wenn wir es nicht schaffen, Menschen als Menschen zu behandeln und nicht als Ware. Armes Österreich, wenn wir weiter materialistische, wirtschaftliche Werte in den Vordergrund stellen und uns dafür gegenseitig ausbeuten und überfordern. Armes Österreich, wenn wir die ausländischen Medienbeiträge zu den Burschenschaften und deren Nähe zur Politik verfolgen. Warten und aussitzen wird nicht möglich sein. Es wird sich nur etwas ändern, wenn wir etwas ändern, uns ändern. Und: darüber ernsthaft nachdenken.
Deutschlandsberg