Aller guten Dinge sind zwanzig
Roger Federer baute mit dem Australian-open-triumph seine Grand-slam-sammlung aus.
Jene seiner 20 Grand-slamsiege, bei denen Roger Federer nicht in Tränen ausgebrochen ist, kann man an einer Hand abzählen. Auch nach seinem nunmehr sechsten Triumph bei den Australian Open, mit dem er mit den Rekordsiegern Novak Djokovic und Roy Emerson gleichgezogen ist, kullerten dem Schweizer die Perlen der Menschlichkeit über die Wangen herunter. Quasi unmenschlich agiert der Ausnahmespieler hingegen weiter auf seinem Arbeitsplatz. Obwohl bereits 36 Jahre alt, schraubte der Superstar nun in Melbourne seinen Grand-slam-rekord auf 20 Titel in die Höhe.
Daran konnte auch Marin Cilic, der als erster Kroate überhaupt im Australian-open-endspiel stand, bei der 2:6, 7:6, 3:6, 6:3, 1:6-Niederlage nichts ändern. Auch, wenn es sich die neue Nummer drei der Welt (hinter Rafael Nadal und Federer) zumindest an die Brust heften kann, dem Baselbieter bei diesem Turnier die ersten beiden Sätze überhaupt abgeknöpft zu haben.
Doch wieder zurück zu Federers feuchten Augen. Der Schweizer „Blick“, der zu Ehren Federers die heutige Zeitung um nur 20 Rappen (statt der üb6:4, lichen 2,50 Franken) verkauft, vermutete darin womöglich schon die Tränen des Abschieds. Doch darf man davon ausgehen, dass der größte Tennisspieler aller Zeiten auch im nächsten Jahr wieder im Melbourne-park zu sehen sein wird. Als aktiver Spieler, versteht sich. „Nach dem Jahr, das ich letztes Jahr hatte, ist das unglaublich“, spielte Federer nach dem Match auf das Jahr 2017 an, wo er in Melbourne sowie in Wimbledon zwei kaum noch für möglich gehaltene Grand Slams geholt hatte. Aber: „Ein Traum ist wahr geworden und das Märchen geht weiter.“
Der Sieg in Melbourne bringt weitere Superlative mit sich: Mit dem Triumph in seinem 30. Majorfinale zog er mit seinem 94. Turniersieg mit Ivan Lendl gleich – nur noch Jimmy Connors (109) liegt vor ihm. Zudem ist Federer jetzt nach Rod Laver und Ken Rosewall der erst dritte Spieler der „Open Era“(seit 1968), der als über Dreißigjähriger vier oder mehr Grandslam-titel erobern konnte.
Auf die Frage, wie er sich überhaupt noch motivieren könne, sagte der Tennis-könig: „Indem ich mich nicht überspiele. Ich genieße das Trainieren, stoße mich nicht am vielen Cilic spielte stark, Federer noch stärker
Reisen und habe ein tolles Team um mich. Allen voran meine Frau Mirka, die das alles möglich macht. Ohne ihre Unterstützung würde ich schon lange nicht mehr Tennis spielen.“
Vor dem Herren-finale ging das Mixed-endspiel in Szene. Und dort gewann Mate Pavic, der tags zuvor mit Oliver Marach den Doppel-titel geholt hatte, an der Seite der Kanadierin Gabriela Dabrowski mit einem 2:6,
11:9 über Timea Babos/rohan Bopanna auch die Mixedtrophäe. Schlechte Nachrichten gibt es unterdessen von Simona Halep. Die Rumänin, die im Damen-finale Caroline Wozniacki in drei Sätzen unterlegen war und damit auch die Nummer-eins-position an die Dänin verloren hat, musste nach der Niederlage ins Krankenhaus von Melbourne gebracht und wegen Dehydrierung behandelt werden.