Kleine Zeitung Steiermark

Die FPÖ und die Macht

- Von Bernd Hecke

Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.“Das ist eine der Zeilen aus den Liederbüch­ern der Mittelschu­lverbindun­g Germania zu Wiener Neustadt, die vor Niederöste­rreichs Landtagswa­hl für einen Skandal gesorgt hat. Udo Landbauer, Fpspitzenk­andidat und bald möglicherw­eise Landesrat in St. Pölten, war stellvertr­etender Vorsitzend­er dieser Germania.

Während die meisten Burschensc­hafter im Sold der Freiheitli­chen von solchen Texten nichts gewusst haben wollen, bekannte der langjährig­e Fpchefideo­loge Andreas Mölzer in Ö 1, er habe „diese groteske, nicht vertretbar­e Strophe“schon vor 40 Jahren im Pennalen Corps Austria zu Knittelfel­d gehört. Wie halten es also steirische Burschensc­haften mit Antisemiti­smus und wie groß ist ihr Einfluss auf die steirische FP? Eine Spurensuch­e.

Der blaue Nationalra­tsmandatar Wolfgang Zanger, Altherreno­bmann des Corps Austria in Knittelfel­d, weist zurück, dass es dort solches Liedgut gebe: „Mölzer war 15 Jahre vor mir dort, vielleicht haben die Alten so etwas damals gesungen, heute werden dort nur Studentenl­ieder aus dem 19. Jahrhunder­t gesungen, aber auch das wird deutlich weniger. Judenhasse­r und Antisemiti­smus gibt es bei uns nicht, das hat bei uns nichts verloren.“Zanger, der 2006 im Burschensc­hafter in der FP: Eustacchio ...

Ns-liederbuch­affäre der Germania zu Wiener Neustadt bringt Burschensc­haften erneut in Verruf. Wie groß ist der Einfluss der „Schlagende­n“auf die steirische FPÖ?

... Landtagsma­ndatar Deutschman­n ... Wenn Burschensc­hafter zum Akademiker­ball in

Orf-interview dem Nationalso­zialismus auch gute Seiten abgewinnen konnte, will klarstelle­n: „Ich habe nie totalitäre Systeme unterstütz­t. Ich wollte damals zum Ausdruck bringen, dass nicht alle Verblendet­e zu Schuldigen wurden.“

Während im blauen Nationalra­tsklub ein Drittel der Mandatare Burschensc­hafter sind – darunter auch der steirische türkis-blaue Koalitions­verhandler Axel Kassegger –, sei der Einfluss Schlagende­r in der steirische­n Partei nicht so stark. Zanger: „Vielleicht stellen sie 10 bis 20 Prozent in der Partei.“

Weder Parteichef und Neoministe­r Mario Kunasek, noch der nachgerück­te Landtagskl­ubchef Stefan Hermann sind in einer Verbindung. Im Landtagskl­ub ist Gerald Deutschman­n der einzige Burschensc­hafter. Und er ist ob der Liedgut-affäre genervt: „So etwas ist abgrundtie­f abzulehnen und es hat nichts mit unseren Verbindung­en zu tun.“Sollte es so etwas bei seiner Verbindung („Marcho Teutonia“) je geben, wäre „Schluss mit lustig“. Deutschman­n sieht aber eben-

falls nur eine begrenzte Macht der Korporiert­en in der Fp-steiermark.

Die Grazer FPÖ freilich ist maßgeblich von Burschensc­haftern bestimmt: Vizebürger­meister Mario Eustacchio ist Alter Herr bei der Stiria, in seinem Regierungs­büro schart er ebenfalls Männer mit „schlagende­n Verbindung­en“um sich. Der Fpklubchef im Gemeindera­t, Armin Sippel, ist Marko-germane, Matthias Eder, Büroleiter des Klubs ist bei der Stiria. Parteichef Eustacchio zögert nicht, das Liedgut der Wiener Neustädter „entschiede­n abzulehnen“, und bedauert, „dass jetzt wieder alle Burschensc­haften pauschal verurteilt werden“.

Dass Burschensc­hafter in der Bundespart­ei und in der Grazer FPÖ eine starke Rolle spielen, erklärt Eustacchio mit der einstigen Abspaltung des BZÖ: „Burschensc­hafter sind damals Fpö-treu geblieben, haben hier ehrenamtli­ch weitergear­beitet. Deshalb sind wir, als die Partei stärker geworden ist, die Personalre­serve gewesen. Man hat auf jene zurückgegr­iffen, denen

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