Wenn Aschenputtel eine Komponistin ist
„Cinderella“der erstaunlichen britischen Jungkomponistin Alma Deutscher begeisterte in Wien eher die Großen als die Kleinen.
Alma Deutscher hat ihren Opernerstling „Cinderella“aufgeführt, in der
„Wiener Fassung für
Kinder“an der Staatsopern-studiobühne in der Walfischgasse. Das Werk der Zwölfjährigen ist kurzweilig und musikalisch solide, mit schönen, stark von der Wiener Klassik inspirierten Melodien. Eigentlich ein „Singspiel“in bester Tradition. Zum Glück wird nämlich auch gesprochen, sonst wären die Sänger kaum zu verstehen. Das Orchester unter Witolf Werner, hinten im Raum positioniert, ist zu laut und lässt dem Gesang oft keine Chance.
Dabei ist Bryony Dwyer mit ihrem weichen Sopran als Cinderella besonders hübsch anzuhören, wie auch ihr Prinz, Pavel Kolgatin mit lyrischem Tenor. Das Aschenputtel ist hier wie ihre Schöpferin eine Komponistin und wird von der bösen Stiefmutter (Simina Ivan) und deren beiden Töchtern (Caroline Wenborne, Ulrike Heizel), allesamt Sängerinnen, zum ständigen Noten- kopieren gezwungen. Der Prinz ist ein Dichter und sein Kriterium für die richtige Brautwahl ist kein Schuh, sondern ein vertontes Gedicht.
Birgit Kajtna inszenierte mit Tempo und zeichnete die Figuren witzig. Janina Müllerhöreths Kostüme sind fantasievoll und der Stoff von Cinderellas Ballkleid findet sich sogar auf dem Cover des Programmheftes in Schmetterlingsform wieder. Leider verloren aber die eigentlichen Adressaten, die kleineren Kinder, recht bald die Konzentration. Klassische Musik ist ihnen auf Dauer vielleicht doch noch zu fad, auch wenn die Eltern sich um ein gutes Vorbild bemühen. Alle anderen, von Almas Alter aufwärts, erfreuten sich aber an der Vorstellung. Man darf gespannt sein, wie es mit der jungen Komponistin weitergeht. Komponistin Alma Deutscher (12)
„Cinderella“: Kinderoper von Alma Deutscher. 1., 4., 13. 2., Agrana Studiobühne, Walfischgasse 4, 1010 Wien. Karten: Tel. 01 513 1 513. www.wiener-staatsoper.at