Stärkster Rückgang seit 30 Jahren
Technikaffin: Szabina Tischer, Liliana Olczak und Nadine Neumann mit Christina Lind (AMS)
Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter deutlich, Frauen profitieren vom Aufschwung aber noch nicht so stark wie Männer. Eine Initiative will nun mehr Frauen in die Technik bringen.
Das neue Jahr beginnt, wie das alte geendet hat: mit einer deutlichen Abnahme der Arbeitslosenzahlen.
Österreichweit ist es laut dem Arbeitsmarktservice (AMS) in absoluten Zahlen gar zum stärksten Rückgang seit 30 Jahren gekommen. In der Steiermark sank die Zahl der Joblosen inklusive Schulungsteilnehmern um 13,6 Prozent oder fast 9000 Personen – und damit so stark wie in keinem anderen Bundesland. Selbst bei älteren Arbeitslosen, einer Gruppe, die grosso modo schwieriger wieder in das Arbeitsleben zurückfindet, fiel die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich steiermarkweit um 10,7 Prozent.
Sieht man sich den Jänner im Detail, aber vor allem das steirische Gesamtjahr 2017 an, fällt auf, dass Frauen nicht so stark vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren wie Männer. Während die Arbeitslosigkeit bei Männern 2017 nämlich um 10,7 Prozent zurückging, fiel sie bei Frauen nur um 7,7 Prozent. Das führen Arbeitsmarktexperten in erster Linie auf männlich dominierte Aufschwungsbranchen zurück wie etwa die Bauwirtschaft oder bestimmte Industriesparten.
Ursache dessen ist freilich, dass sich seit Jahrzehnten deutlich weniger Frauen als Männer für handwerkliche und technische Ausbildungen entscheiden. Mit dem breit angelegten Programm FIT (Frauen in Handwerk und Technik) will das AMS Steiermark dem entgegenwirken. 672 Frauen nahmen im Rahmen dieser Initiative alleine 2017 an technisch-handwerklichen Vorqualifizierungen teil. Nadine Neumann, Liliana Olczak und Szabina Tischer gingen noch einen Schritt weiter – und aus der Arbeitslosigkeit direkt in ein technisches Studium.
Zehn Fh-studiengänge in Kapfenberg und Graz mit einem dezidiert geringen Frauenanteil werden unterstützt, die Studentinnen vom AMS bis zu sechs Semester lang gefördert. Für Liliana Olczak brachte die Initiative nach einem Jahr Arbeitslosigkeit endlich Aufbruchstimmung. „Finanziell“hätte sie es „nicht geschafft“, das Vollzeitstudium Informationsmanagement anzugehen. Heute ist sie froh und demütig: „Ich kann endlich einfach nur lernen.“Die Freude teilt sie mit Nadine Neumann, die trotz Master-abschluss ein knappes Jahr arbeitslos war und nun neu durchstartet. Und Szabina Tischer, mittlerweile Bauwirtschaftstudentin, hat noch eine aufmunternde Botschaft parat: „Etwas Technisches zu machen, ist gar nicht so schlimm. Auch nicht als Frau.“