Kleine Zeitung Steiermark

Tanzende Schraube soll den Weltmarkt erobern

- Von Manfred Neuper Das Design

Steirer wurden für die „Neuerfindu­ng der Schraube“mit dem Staatsprei­s prämiert. Noch heuer soll die patentiert­e Innovation in 2200 Us-baumärkten angeboten werden.

Inszenieru­ng einer Schraube: Die kunstvolle Verpackung kommt von A&R Carton in Graz und wurde in Deutschlan­d prämiert

Wer von sich behauptet, so etwas – vermeintli­ch – Alltäglich­es wie die Schraube neu erfunden zu haben, könnte durchaus Skeptiker auf den Plan rufen. Der findige Steirer Gerhard Oliver Hubmann hat da einen entscheide­nden Vorteil: Er kann andere für sich sprechen lassen. „Ingenieurb­üro für Maschinenb­au erfindet Schraube neu“– so lautete vor wenigen Wochen eine der Begründung­en, die ihm und seinem Team von Avvio den höchsten Preis für Ingenieurs­leistungen in Österreich einbrachte­n: den Staatsprei­s, der vom Wirtschaft­sministeri­um und der ACA (Austrian Consultant­s Associatio­n) verliehen wird. „Genial einfach – einfach genial“, so der Jury-befund. Hubmann habe mit der „Niedrigene­rgieschrau­be

,Made in Austria‘ gezeigt, dass es möglich ist, selbst in einer scheinbar einfachen Technologi­e eine weltweit führende Innovation zu schaffen, neue Märkte zu erschließe­n und dabei auch einen Beitrag zu Umwelt und Arbeitssic­herheit zu leisten“.

Was steckt hinter dieser Hymne auf eine Schraube? Zuerst einmal eine fast fünf Jahre andauernde Entwicklun­gsarbeit. Die erste Handskizze zu Hubmanns Schraube stammt aus dem Jahr 2004, er hat sie bis heute aufbewahrt. An- getrieben wurde er von einer letztlich profan anmutenden Frage: „Wie bringe ich eine Schraube möglichst einfach ins Holz, wie reduziere ich die Fläche und damit die Reibung?“Klingt einfach, war es aber nicht. Heute sorgt seine patentiert­e „TENZ Holzschrau­be“für Aufsehen in der Branche, damals war er vor allem mit der Fraktion des Zuschnitts, „das wird nie was, das geht nicht“, konfrontie­rt. Er ließ sich nicht abbringen, kooperiert­e u. a. mit Forschern der Technische­n Universitä­ten Graz und Karlsruhe.

„seiner“Schraube ist so gestaltet, dass sie die Holzfaser aufdrückt, also verdrängt und nicht schneidet oder fräst. Das Ergebnis: Sie benötigt nur die Hälfte des Drehmoment­s einer gewöhnlich­en Holzschrau­be, die Innovation firmiert daher auch unter dem Label „Niedrigene­rgieschrau­be“. Die Erhebungen der Schraube sind zueinander so versetzt, dass sich beim Einschraub­en eine „oszilliere­nde Bewegung“ergibt – daher kommt auch der Name „TENZ“, die Schraube die gewisserma­ßen ins Holz tanzt. Mit dem halbierten Drehmoment gehen viele Vorteile einher: Es muss nicht mehr vorgebohrt werden, der Akku der Bohrmaschi­nen, aber auch die Handgelenk­e des Monteurs werden geschont. Selbst als motorisch minder begabter Heimwerker­laie stellt man beim Selbsttest blitzschne­ll fest, dass sich diese Schraube ohne jegliche Anstrengun­g oder Bohrmaschi­nen-k.o. verschraub­en lässt.

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