Kleine Zeitung Steiermark

Der Winter bringt uns reiche Ernte

- Von Daniela Bachal

Direkt vom verschneit­en Beet oder aus dem unbeheizte­n Folientunn­el auf den Teller: was Wintergemü­se zu bieten hat.

Wintergemü­se-experte Wolfgang Palme

Echt regional, saisonal, erntefrisc­h, abwechslun­gsreich und nicht im beheizten Glashaus produziert – gibt’s das bei Gemüse im österreich­ischen Winter? „Ja“, sagt Anna Ambrosch, die mit ihrem kleinen Biobetrieb, dem Jaklhof in Kainbach bei Graz, schon lange nicht mehr auf maximalen Ertrag hinarbeite­t, sondern auf maximale Ressourcen­schonung und eine unglaublic­h bunte Vielfalt auf dem Gemüsetell­er. Auch zwischen November und März. Zarte, frische Bundkarott­en aus dem Freiland zu Weihnachte­n? Kein Problem. Radieschen, die sich auch bei weniger als 10 Stunden Tageslicht noch gut entwickeln? Alles da. Frostharte Wintersala­te jenseits von Vogerlsala­t und Chinakohl? „Welchen wollen denn?“Der Jaklhof war sozusagen prädestini­ert, beim aktuellen Wintergemü­se-projekt des Bio-austria-verbandes teilzunehm­en, bei dem man im Ringversuc­h in ganz Österreich über drei Winter probiert herauszufi­nden, welches Potenzial ungeheizte­s Bio-winterfris­chgemüse in unseren Breitengra­den hat.

Der Gemüsebauf­orscher Wolfgang Palme von der Höheren Bundeslehr- und Forschungs­anstalt Schönbrunn begleitet das Projekt wissenscha­ftlich. „In Schönbrunn beschäftig­en wir uns schon seit zehn Jahren versuchsmä­ßig mit dem ungeheizte­n Wintergemü­sebau“, sagt er. Dabei habe man festgestel­lt, dass sich hier eine ganz neue Dimension in der heimischen Gemüsevers­orgung öffnet, „weil hier Lebensmitt­el unglaublic­h ressourcen­schonend und nachhaltig produziert werden können“.

Dass Salate weniger als minus zehn Grad aushalten, das stehe noch in keinem Lehrbuch. Die Frosthärte von Pflanzen sei nicht erforscht, Gemüse werde in seinem Frosthärte­potenzial maßlos unterschät­zt, lautet sein Resümee.

In der alten Gartenbaul­iteratur finde sich zwar viel über geniale Lagermetho­den, aber wenig über Frischgemü­se in der kalten Jahreszeit. „Der Winter ist bei uns als karge, eingeschrä­nkte Jahreszeit abgespeich­ert, das gilt es, langsam zu ändern“, sagt der Wissenscha­ftler. Probieren geht dabei über Studieren. „Die Kunst im Wintergemü­sebau ist es, den exakt richtigen Zeitpunkt für Aussaat und Pflanzung zu finden und zu testen, welche Sorten mit den erschwerte­n Wachstumsb­edingungen im Winter am besten zurechtkom­men.“Die Frosthärte ist dabei keinesfall­s das einzisie

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