Die Salzburger Kasse klingelt
In jenem Jahr hat Ralf Rangnick beim zuletzt vierfachen Double-gewinner das Sportdirektoren-zepter übernommen und eine Strategie gezeichnet, in deren Mittelpunkt die Arbeit mit den Jugendlichen steht. Und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. „Unsere Philosophie ist in erster Linie jene, erfolgreich Fußball zu spielen, so viele Titel wie möglich zu gewinnen und international immer wieder so lange wie möglich dabei zu sein. Das wollen wir vor allem mit jungen Spielern machen. Und es stimmt, wir wollen Spieler in sehr jungen Jahren entdecken, entwickeln und an die erste Mannschaft heranführen“, sagt Salzburg-sportdirektor Christoph Freund, der an Rangnicks Seite in diese Position gewachsen ist.
Waren es früher Kevin Kampl, Sadio Mane und Naby Keita, sind es nun Diadie Samassekou oder Amadou Haidara. Dass die beiden Salzburg verlassen – möglicherweise nach Leipzig – und einen weiteren Millionenregen auf den Ta- bellenzweiten der Liga herabprasseln lassen, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Und genau das ist auch ein nicht unwesentlicher Punkt. „Seit 2015 ist Red Bull unser Hauptsponsor. Das heißt, dass auch wir Transfers machen müssen, um wirtschaftlich arbeiten und das Niveau halten zu können“, verrät Freund, der sich allein in den vergangenen drei Jahren über Transfereinnahmen im neunstelligen Euro-bereich freuen darf (siehe Info-box).
In der Talentsichtung darf nicht geschlafen werden. „Wir sind im Scouting sehr gut aufgestellt. Dabei haben wir eine klare Fokussierung auf junge Talente zwischen 16 und 18 Jahren, verfolgen den Markt weltweit sehr intensiv und sind auch gut vernetzt“, sagt Freund. Und die Tatsache, dass Salzburg sich mit dem Gewinn in der Youth League und den Vorzeigekarrieren von Kampl, Keita (beide Leipzig) und Mane (Liverpool) international einen guten Nastattgefunden. men gemacht hat, hebt die Salzburger freilich in eine gute Ausgangsposition.
Ein kleines Team von fünf bis sechs Leuten kümmert sich in Salzburg um das Scouting. „Da wollen wir einfach schneller sein und matchen uns auch mit großen Vereinen in Europa. Bei Dayot Upamecano etwa, wo halb Europa inklusive Manchester City und Bayern hinter ihm her war und er sich für uns entschieden hat. So kann man anderen, neuen Spielern zeigen, dass das der richtige Schritt für sie ist“, nennt Freund ein Beispiel. Geben tut es viele. Und Freund besteht darauf, zu betonen, dass die Transfers, mit denen der Umbruch dann letztlich geglückt ist – nämlich jene von Kampl und Mane – keine Glücksgriffe waren, sondern „es waren intensive Arbeit und ein richtiger Energieaufwand mit Leidenschaft dahinter, die Spieler für uns zu begeistern“. Eben, weil der Ruf der Salzburger noch ein anderer war. Christoph Freund Rekordabgänge seit 2014 (in Mio. Euro):
Verkauf (Einkauf) Naby Keita (Leipzig) .................................. 24 (1,5) Sadio Mane (Southampton) .................... 23 (4) Jonatan Soriano (Beijing) ....................... 15 (0,5) Kevin Kampl (Dortmund) ........................... 12 (3) Alan (Evergrande) ....................................... 11 (3,5) Dayot Upamecano (Leipzig) ................ 10 (2,2) Wanderson (Krasnodar) .............................. 8 (0) Konrad Laimer (Leipzig) .............................. 7 (0) Martin Hinteregger (Augsburg) ............... 7 (0) Valentino Lazaro (Hertha BSC) ............. 6,5 (0) GESAMT ................................................ 123,5 (14,7) Die Salzburger haben allein mit diesen zehn Spielern seit dem Sommer 2014
108,8 Millionen Euro Gewinn (Differenz zwischen Einkauf und Verkauf) gemacht.
Der Ruf hat sich inzwischen gewandelt, Salzburg hat nicht Giovanni Trapattoni, sondern Marco Rose auf der Trainerbank sitzen, und nicht Routiniers wie einst Thomas Linke und Niko Kovac dirigieren das Spiel, sondern Duje Caleta-car (21) und Samassekou (22). „Früher haben wir große Namen verpflichtet und danach hat sich der Verein ausgerichtet. Das hat sich ganz klar verändert. Früher waren wir auch erfolgreich, aber so macht es noch mehr Spaß.“
Vermutlich auch, weil mittlerweile selbst die Trainer aus der eigenen Jugend nach oben gezogen werden. Bei Peter Zeidler hat das nicht geklappt, bei Marco Rose funktioniert das. „Wir waren uns im Sommer sehr sicher, dass Marco der Richtige ist“, sagt Freund und ergänzt: „Wir wissen, für welchen Fußball Salzburg stehen soll. Man soll jede unserer Mannschaften an der Spielweise erkennen, auch wenn kein Logo am Dress zu sehen ist. Ich glaube, das gelingt uns ganz gut.“