| ORF SPORT+ Neuer Modus als Chance für Außenseiter
Heute startet in St. Pölten das Davis-cup-duell gegen Weißrussland. Die neuen Regeln stoßen nicht überall auf Begeisterung.
Wer hat denn da an der Uhr gedreht? Wenn heute im VAZ St. Pölten das tennistechnische Kräftemessen zwischen Österreich und Weißrussland feierlich eröffnet wird, steht der Stundenzeiger bereits auf 15 Uhr. Eine ungewöhnliche Zeit für den Start eines Davis Cups, doch macht dies der neue Modus, der für ein Jahr in allen Klassen unterhalb der Weltgruppe getestet wird, möglich. In den vergangenen Monaten haben sich die hohen Herren der internationalen Tennis-föderation (ITF) den Kopf darüber zerbrochen, wie man dem Teambewerb mehr Attraktivität verleihen könnte. Was dabei herausgekommen ist, nährt allerdings so manche Zweifel.
Im Duell um ein Ticket für das Viertelfinale der Europa/afrika-zone I (dort würde auf das ÖTV-TEAM bei einem Sieg im April ein Gastspiel bei den Russen warten) werden heute zwei Einzel und am Samstag (ab 13 Uhr) zuerst ein Doppel sowie zwei Single gespielt. Also wird der Gewinner nicht mehr in drei, sondern in zwei Tagen ermittelt. Ebenfalls neu: Gespielt wird nicht mehr auf drei, sondern auf zwei Gewinnsätze.
Neuerungen, die laut ITF vor allem den Topspielern die Zusage für den Davis Cup erleichtern sollen. Eine Rechnung, die im Fall von Dominic Thiem aufgehen könnte. Denn sollte Österreich bereits nach dem Doppel mit 3:0 führen, würde der Weltranglisten-sechste am Samstag wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.
Was ist sonst noch neu? Statt der bisherigen vier dürfen die Kapitäne nun fünf Spieler nominieren. Das serviert den Vorteil, dass trotz eines reinen Doppel-teams noch drei Einzelspieler zur Verfügung ste- hen. Fällt die Entscheidung nach dem vierten Match, wird kein fünftes mehr gespielt. Sollte es 3:0 (also nach dem Doppel am zweiten Tag) stehen, wird nur noch das vierte Match ausgetragen.
Thiem-trainer Günter Bresnik sieht in dem neuen Modus vor allem einen Vorteil für die Außenseiter: „Bei einem Match auf zwei Gewinnsätze sind die Chancen für den Underdog weit größer, einen Topspieler zu schlagen. Auf drei Gewinnsätze setzt sich hingegen meistens die Klasse des besseren Spielers durch.“Prinzipiell kann der Wiener den Neuerungen aber nichts abgewinnen, „weil der Davis Cup dadurch seinen Charakter völlig verliert“. Zudem hätte man laut dem Erfolgscoach hinsichtlich des größten Problems, nämlich einer besseren Terminierung der Davis-cup-begegnungen, keine neuen Vorschläge eingebracht.