„Wir sind nicht auf Almosen angewiesen“
Karl Stoss, der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), kann sich vorstellen, dass es für Österreich in Pyeongchang mehr Medaillen geben wird als 2014 in Sotschi. Da waren es 17.
Es gibt ein gemeinsames Team Süd- und Nordkorea, was ist das für ein Zeichen? KARL STOSS: Das ist ein enorm starkes Zeichen, dass hier das IOC diese Initiativen ergriffen hat. Einmal mehr ist der Sport wirklich Völker verbindend und Frieden stiftend. Man hat ein gemeinsames Team auf die Beine gestellt, man marschiert gemeinsam unter einheitlicher Flagge ein und wartet sogar mit einem Mixed-team im Dameneishockey auf, das finde ich toll. Dass Nordkorea 22 Sportlerinnen und Sportler nominiert hat, ist ein schönes Signal für die Weltöffentlichkeit.
Die sportlichen Anforderungen haben nicht alle erfüllt, da drückt man aber gerne ein Auge zu.
Da hat man sicherlich zwei Augen zugedrückt. Was aber auch richtig ist, da wird es sicherlich von keiner der Nationen einen Widerspruch geben, weil sich jeder mitfreut, dass wir in einer hoffentlich friedlichen Atmosphäre tolle Spiele erleben werden. Es wird sicherlich eine Riesenstimmung bei der Eröffnungsfeier sein, wenn die beiden einmarschieren.
Ein weiteres brisantes Thema im Vorfeld war die Russland-doping-causa. Nun dürfen einzelne, nachgewiesen saubere Athleten antreten. Eine Entscheidung für den Sportler?
Ich finde, das ist ein richtiges Signal, denn ich bin kein Freund von pauschalen Verurteilungen. Man hat die Offiziellen ausgeschlossen, auch das russische Ioc-mitglied. Das bedarf schon eines gewissen Mutes, denn Russland ist ja immerhin jemand, eine sehr erfolgreiche Nation. Man hat hier sicherlich auch Sportler zugelassen, die nie mit Doping in Berührung gekommen sind. Ich bringe immer das Beispiel von Turin, als damals der Doping-skandal mit Österreich war, der sich ja im Nachhinein als etwas anderes herausgestellt hat, aber nichtsdestotrotz. Damals haben die Gremien auch beraten, ob man nicht die gesamte österreichische Olympia-mannschaft nach Hause schickt. Da wären viele zum Handkuss gekommen, die nie etwas mit Doping zu tun gehabt hatten. Von daher finde ich diese Lösung eine sehr diplomatische. Es gibt Stimmen, die sagen, man hätte viel schärfer vorgehen sollen, es gibt aber auch Stimmen, die sagen, okay, mit dieser Lösung können wir absolut leben.
Winterspiele 2018 in Südkorea und 2022 in China – es gab in letzter Zeit vermehrt kritische Stimmen von Sportlern, die die Richtung, in die sich Olympische Spiele bewegen, verurteilen.
Das ist ein bisschen unfair, diese Stimmen, die sich jetzt erheben. Das sind all jene, die auch einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, dass sie tatsächlich nie mehr hier in alpinen Regionen stattfinden. Weil dann nur noch Schlagworte kursieren wie Korruption, Bestechung, Gigantismus und, und, und. Genau das Gegenteil will das IOC. Ich kann nur das sagen, was ich selber miterlebt habe, auch als Ioc-mitglied, dort ist der Wunsch unglaublich stark und groß, die Winterspiele wieder auf ein vernünftiges Normalmaß zurückzuführen. Und auch in alpine Regionen, wo die Geburt der Winterspiele stattgefunden hat. Aber wenn jedes Land abspringt, weil es vorher