Zentren als Rezept gegen Ärztemangel
Dem Land gehen die Ärzte aus, die wohnortnahe Versorgung hinkt hinterher: Das sollen die neuen Gesundheitszentren nun ändern.
Drei Allgemeinmediziner, eine Hebamme, eine Diätologin und ein Sozialarbeiter arbeiten im Team, zu Öffnungszeiten, die auch die Randbereiche in der Früh und am Abend abdecken: So präsentierte sich das Gesundheitszentrum Weiz diese Woche. Es ist die erste Primärversorgungseinheit, kurz PVE, nach neuem Gesetz – von dieser komplizierten Bezeichnung hat sich die Politik aber verabschiedet. Gesundheitszentrum ist der neue Terminus für jene Strukturen, die das Land flächendeckend überziehen sollen.
Bis 2025 sollen 30 Zentren in der Steiermark entstehen. Das Ziel: die ärztliche Versorgung vor Ort sicherzustellen und zu verhindern, dass Patienten in Spitalsambulanzen pilgern. Auch werden wir zwar älter, leiden einen großen Teil der Zeit aber an chronischen Krankheiten, die in solchen Zentren behandelt werden sollen. „Es kann nicht sein, dass Patienten mit chronischer Herzschwäche alle drei Monate in die Notaufnahme müssen, weil der Hausarzt nicht verfügbar ist“, sagt Stefan Korsatko vom Forum Primärversorgung.
Die bisherigen drei PVES in der Steiermark wurden aus der Not geboren: In Mariazell und Eisenerz ersetzen sie Krankenhäuser, in Vorau wurde kein Hausarztnachfolger gefunden. Das Gesundheitszentrum Weiz soll nun ein „Best-practice-beispiel“sein. Dabei geht es nicht nur um die Versorgung der Patienten, sondern auch darum, junge Ärzte wieder aufs Land zu bekommen. Laut einer Umfrage werden nur zwei Prozent der Medizinstudenten Allgemeinmediziner – die Steiermark steuert damit auf einen Hausärztemangel zu, der sich schon letztes Jahr zeigte: Laut Ärztekammer konnte ein Viertel der ausgeschriebenen Kassenstellen nicht besetzt werden. Die Arbeit im Team, der Wegfall der alleinigen Verantwortung für eine Praxis, familienfreundlichere Arbeitszeiten – dadurch sollen Zentren den Beruf Hausarzt wieder attraktiver machen.
„Es war eine schwere Geburt“, sagte Gkk-obfrau Verena Nussbaum bei der Eröffnung in Weiz. Es brauchte zehn Verhandlungsrunden mit der Ärztekammer, bis der Vertrag stand – das lag auch daran, dass der Vertrag eine Blaupause für zukünftige Zentren sein soll. Die Ärztekammer wollte verhindern, dass Zentren von Konzernen aufgekauft werden können, was den „Tod des Landarztes“bedeuten würde, wie Präsident Herwig Lindern sagt: „Es muss beides geben, Zentren und Einzelpraxen.“Nicht überall sei es notwendig, ein Zentrum neu zu erfinden: Man müsse bestehende Strukturen nutzen. Können Ärzte Öffnungszeiten abstimmen? Gibt es vor Ort ohnehin Physiotherapeuten? Ein Ziel verbindet alle Spielarten: Aus dem Einzelkämpfer soll ein Team werden.