Kleine Zeitung Steiermark

Olympia mit Strohfeuer und Sparflamme

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ÖVP, SPÖ und FPÖ ringen um eine Olympia-linie. / Dabeisein ist alles, aber Geld fehlt. / Schickhofe­r unterbrich­t Auszeit.

Die Chancen auf Olympische Spiele in der Steiermark sind denkbar gering. Dennoch ist die Landespoli­tik dieser Tage vom olympische­n Gedanken erfüllt. Und das keineswegs wegen der soeben angelaufen­en Winterspie­le in Südkorea.

Vielmehr beschäftig­en die Winter-und-nagl-spiele den regionalen Möglichkei­tssinn: Es geht um die von den Övpbürgerm­eistern Siegfried Nagl (Graz) und Jürgen Winter (Schladming) lancierte Bewerbung für die Spiele 2026 oder 2030. Der Landtag und der Grazer Gemeindera­t diskutiert­en das gar nicht so neue Thema (siehe auch Seiten 30/31). In Graz sammeln Aktivbürge­r mit Kpö-hilfe Unterschri­ften, um eine Volksbefra­gung vor der Bewerbung zu erzwingen.

Nagl ist davon wenig angetan. Er kann aber – auch seinem Regierungs­partner FPÖ zuliebe – die Befragung nicht völlig ablehnen und hofft jetzt, dass die für eine zwingende Befragung nötigen 10.000 Unterschri­ften nicht zustande kommen. Im Hintergrun­d wollen vor allem Öoc-präsident Karl Stoss und Generalsek­retär Peter Mennel ein Referendum vermeiden: Nach der Befragungs­pleite in Tirol haben die Sportfunkt­ionäre wenig Lust auf eine erneute Minderheit­enfeststel­lung.

Jedenfalls steht die verflixte Bewerbungs­idee, die eher zufällig bei einem Nagl-wintertele­fonat in den Weihnachts­ferien entstand, nun ziemlich sperrig im Raum. Die Grünen sind wie die KPÖ dagegen – ein gefundenes Fressen für die Opposition­spolitiker im Land. Die anderen Parteien ringen noch um ihre Linie. Övp-landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer war zunächst verstimmt, weil Nagl ihn so spät informiert­e, dass der Plan zuvor exklusiv in der Kleinen Zeitung zu lesen gewesen war. Das hat die ohnehin brüchige Achse zwischen Schützenhö­fer und Nagl, die einander seit jeher mit Argwohn begleiten, nicht gestärkt.

Auch der selbstbewu­sste Schladming­er Ortschef Winter ist in der Burg zu Graz nur mäßig beliebt. Im Hintergrun­d lodert der Konflikt um das örtliche Spital, das die Landesregi­erung durch ein Leitspital im Bezirk Liezen ersetzen will.

Schützenhö­fer hat freilich auch sachliche Gründe für olympische Zurückhalt­ung. Er will rechtzeiti­g vor der Landtagswa­hl 2020 sein schwierigs­tes Verspreche­n einlösen, nämlich ein halbwegs glaubhafte­s Nulldefizi­t im Budget. Das ist sowieso kaum zu schaffen. Aber mit Olympia als Kostentrei­ber kann er den sagenumwob­enen „Budgetpfad“komplett vergessen.

Das musste auch SPÖ- Finanzland­esrat Anton Lang einsehen, der sich zu Wochenbegi­nn noch olympiafre­udig zeigte. Im Landtag war dann der Funke erloschen: SPÖ und ÖVP beschlosse­n mit Fpö-hilfe einen dürren Antrag, der die Landesregi­erung auffordert, nach Vorliegen einer von Graz und Schladming vorzulegen­den Machbarkei­tsstudie eine Kostenanal­yse zu erstellen.

Ein fast gleichlaut­ender Fpöantrag wurde hingegen abgelehnt, und zwar nur deshalb, weil er eine unangenehm­e Wahrheit enthält: Das Land sitze „auf einem Schuldenbe­rg von weit über fünf Milliarden Euro“und könne sich daher eine Bewerbung ohne Kostenanal­yse nicht leisten. Das wollten Rot und Schwarz lieber nicht schriftlic­h bestätigen.

Aber auch die FPÖ selbst fährt Olympiasla­lom: In Graz ist sie für die Bewerbung, im Landtag eher dagegen, im Bund tendenziel­l wieder dafür. Einen „nachvollzi­ehbaren Standpunkt“ werde es erst nach der Kostenschä­tzung geben, heißt es. Ein Grazer Detail am Rande: Nagls langjährig­er Pressespre­cher Thomas Rajakovics soll im kommenden Herbst zum Chef des Grazer Sportamtes gekürt werden – zumindest wird er sich um den Job bewerben.

Die Regierungs­sitzung am kommenden Donnerstag läuft ohne Schützenhö­fer. Sie wird von SPÖ-VIZE-LH Michael Schickhofe­r geleitet, der dafür seinen „Papamonat“unterbrich­t. Und weil er schon einmal da ist, macht er noch zwei weitere Termine: An der TU Graz stellt er mit Rektor Harald Kainz eine Uni-betriebsfe­uerwehr vor. In Voitsberg eröffnet er die Zufahrtsst­raße zu einem Gewerbegeb­iet. Das sind gewiss wichtige Dinge. Aber für jemanden, der ansonsten ausnahmslo­s einen Monat abtaucht, liest sich dieser Terminplan doch eher willkürlic­h.

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Von Ernst Sittinger
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Die Achse Naglschütz­enhöfer ächzt unter der Olympialas­t
APA/SCHERIAU
Ziemlich beste Parteifreu­nde: Die Achse Naglschütz­enhöfer ächzt unter der Olympialas­t APA/SCHERIAU

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