Der Papa wird’s schon (wieder) richten
Einen Monat lang hat Spövizelandeshauptmann Michael Schickhofer zu Hause in Weiz mit „Hausarbeit, Kochen und Aufgabenmachen mit den Kindern“verbracht, wie er sagt. Ab dem morgigen Montag ist er wieder im Amt. Als ersten Besuch wird er in der Grazer Burg eine Delegation der Frauenund Mädchenberatungsstelle empfangen.
Das Experiment „Papamonat“ist damit zu Ende. Was der Spitzenpolitiker und Jungvater als „Perspektivenänderung“bezeichnet, wurde auf dem politischen Parkett gelinde gesagt mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar kann man es als „besonders mutigen Schritt mit Signalwirkung“werten, wenn ein Mann in Führungsposition Zeit für die Familie umschichtet – so sieht es etwa Soziallandesrätin Kampus. Die andere Seite gibt es aber auch: Während Normalsterbliche für den „Familienzeitbonus“ (Papamonat im Amtsdeutsch) knapp 700 Euro monatlich als Unterstützungsgeld erhalten, kassierte Schickhofer mehr als das Zehnfache, nämlich sein Vize-lh-gehalt, wovon ihm netto nach Steuerabzug rund 7500 Euro bleiben.
Denn er war offiziell nicht beurlaubt, es war auch kein Vertreter bestellt – er blieb im Rahmen der für Politiker gültigen Grauzone einfach zu Hause. Weil andere das nicht können, ist der generelle Zulauf zum Papamonat ziemlich überschaubar: Im November 2017 nahmen 33 Steirer diese Option in Anspruch, im Dezember gerade einmal 21 und im Jänner 30. Das sind bei monatlich rund 1000 Geburten im Land nicht einmal drei Prozent. Für die meisten ist das also Theorie statt Praxis.
Er habe viel gelesen, Regierungsakten unterzeichnet und in allen inhaltlichen Fragen ständig über Telefon Kontakt mit seinem Büro und mit seinen Regierungskollegen gehalten, erzählt Schickhofer. Als Ausgleich für die ruhige Gangart will er einen Teil seines Gehalts an die Sos-kinderdörfer überweisen. Die genaue Summe will er nicht nennen, es dürfte sich um ein paar Tausender handeln.
Die fehlende Präsenz des Parteichefs hat auch abseits der Gelddebatte eine politische Komponente. Denn die öffentliche Bühne hat Schickhofer in diesem Monat kampflos der Konkurrenz überlassen – ein Verhalten, auf das die SPÖ allergisch reagiert, seit
nach der Wahl
2015 den Landeshauptmannposten der ÖVP überließ.
Während
LH etwa
bei der Trauersitzung für den verstorbenen Landtagspräsidenten
Purr gekonnt eine sehr berührende Rede hielt, sah man daneben den leeren
Sessel Schickhofers. Der Trauersitzung fernzubleiben, sei „eine der schwierigsten Entscheidungen“gewesen, räumt Schickhofer ein. Aber andernfalls hätte er wohl auch zur regulären Landtags- und zur Regierungssitzung gehen müssen, und dann wäre vom Papamonat bald nichts mehr übrig geblieben.
Das Dilemma bringt Leobens Sp-bürgermeister Wallner auf den Punkt: „In Wahrheit ist es fast unmöglich, in dieser Position so etwas zu machen. Denn völlig abtauchen kann man nicht.“Zwar wolle er Schickhofers Entschluss „als Privatsache und als Haltung eines modernen Vaters“respektieren, er selbst hätte es aber anders gemacht.
Damit ist Wallner nicht allein. „Menschlich verstehe ich ihn, aber in dieser Funktion kannst du das nicht machen“, sagt Spgewerkschafter Muchitsch. „In dieser Position hätte ich es nicht gemacht“, meint auch ÖGB-CHEF Horst Schachner. Die Auszeit sei „das gute Recht jedes Bürgers, aber in der Politik tickt die Welt ein bisserl anders. Die Leute haben das nicht als gut empfunden.“Arbeiterkammerpräsident Pesserl hält sich überhaupt zurück: „Ich möchte das nicht kommentieren.“Umso deutlicher macht er die Forderung nach besseren Regeln für den Papamonat: „Nötig sind ein Rechtsanspruch sowie ein Kündigungsschutz in dieser Zeit und eine ordentliche Abgeltung.“Diese solle sich am jeweiligen Einkommen orientieren – so wie das Wochengeld für Mütter.
Michael Schickhofers Auszeit sorgte in der Partei hörbar für Murren