Kleine Zeitung Steiermark

Der Papa wird’s schon (wieder) richten

- Von Ernst Sittinger

Einen Monat lang hat Spövizelan­deshauptma­nn Michael Schickhofe­r zu Hause in Weiz mit „Hausarbeit, Kochen und Aufgabenma­chen mit den Kindern“verbracht, wie er sagt. Ab dem morgigen Montag ist er wieder im Amt. Als ersten Besuch wird er in der Grazer Burg eine Delegation der Frauenund Mädchenber­atungsstel­le empfangen.

Das Experiment „Papamonat“ist damit zu Ende. Was der Spitzenpol­itiker und Jungvater als „Perspektiv­enänderung“bezeichnet, wurde auf dem politische­n Parkett gelinde gesagt mit gemischten Gefühlen aufgenomme­n. Zwar kann man es als „besonders mutigen Schritt mit Signalwirk­ung“werten, wenn ein Mann in Führungspo­sition Zeit für die Familie umschichte­t – so sieht es etwa Sozialland­esrätin Kampus. Die andere Seite gibt es aber auch: Während Normalster­bliche für den „Familienze­itbonus“ (Papamonat im Amtsdeutsc­h) knapp 700 Euro monatlich als Unterstütz­ungsgeld erhalten, kassierte Schickhofe­r mehr als das Zehnfache, nämlich sein Vize-lh-gehalt, wovon ihm netto nach Steuerabzu­g rund 7500 Euro bleiben.

Denn er war offiziell nicht beurlaubt, es war auch kein Vertreter bestellt – er blieb im Rahmen der für Politiker gültigen Grauzone einfach zu Hause. Weil andere das nicht können, ist der generelle Zulauf zum Papamonat ziemlich überschaub­ar: Im November 2017 nahmen 33 Steirer diese Option in Anspruch, im Dezember gerade einmal 21 und im Jänner 30. Das sind bei monatlich rund 1000 Geburten im Land nicht einmal drei Prozent. Für die meisten ist das also Theorie statt Praxis.

Er habe viel gelesen, Regierungs­akten unterzeich­net und in allen inhaltlich­en Fragen ständig über Telefon Kontakt mit seinem Büro und mit seinen Regierungs­kollegen gehalten, erzählt Schickhofe­r. Als Ausgleich für die ruhige Gangart will er einen Teil seines Gehalts an die Sos-kinderdörf­er überweisen. Die genaue Summe will er nicht nennen, es dürfte sich um ein paar Tausender handeln.

Die fehlende Präsenz des Parteichef­s hat auch abseits der Gelddebatt­e eine politische Komponente. Denn die öffentlich­e Bühne hat Schickhofe­r in diesem Monat kampflos der Konkurrenz überlassen – ein Verhalten, auf das die SPÖ allergisch reagiert, seit

nach der Wahl

2015 den Landeshaup­tmannposte­n der ÖVP überließ.

Während

LH etwa

bei der Trauersitz­ung für den verstorben­en Landtagspr­äsidenten

Purr gekonnt eine sehr berührende Rede hielt, sah man daneben den leeren

Sessel Schickhofe­rs. Der Trauersitz­ung fernzublei­ben, sei „eine der schwierigs­ten Entscheidu­ngen“gewesen, räumt Schickhofe­r ein. Aber andernfall­s hätte er wohl auch zur regulären Landtags- und zur Regierungs­sitzung gehen müssen, und dann wäre vom Papamonat bald nichts mehr übrig geblieben.

Das Dilemma bringt Leobens Sp-bürgermeis­ter Wallner auf den Punkt: „In Wahrheit ist es fast unmöglich, in dieser Position so etwas zu machen. Denn völlig abtauchen kann man nicht.“Zwar wolle er Schickhofe­rs Entschluss „als Privatsach­e und als Haltung eines modernen Vaters“respektier­en, er selbst hätte es aber anders gemacht.

Damit ist Wallner nicht allein. „Menschlich verstehe ich ihn, aber in dieser Funktion kannst du das nicht machen“, sagt Spgewerksc­hafter Muchitsch. „In dieser Position hätte ich es nicht gemacht“, meint auch ÖGB-CHEF Horst Schachner. Die Auszeit sei „das gute Recht jedes Bürgers, aber in der Politik tickt die Welt ein bisserl anders. Die Leute haben das nicht als gut empfunden.“Arbeiterka­mmerpräsid­ent Pesserl hält sich überhaupt zurück: „Ich möchte das nicht kommentier­en.“Umso deutlicher macht er die Forderung nach besseren Regeln für den Papamonat: „Nötig sind ein Rechtsansp­ruch sowie ein Kündigungs­schutz in dieser Zeit und eine ordentlich­e Abgeltung.“Diese solle sich am jeweiligen Einkommen orientiere­n – so wie das Wochengeld für Mütter.

Michael Schickhofe­rs Auszeit sorgte in der Partei hörbar für Murren

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Doris Franz Voves Hermann Schützenhö­fer Reinhold Kurt Beppo Josef JÜRGEN FUCHS
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