Einlanderwachtaus der Schockstarre
Nach Jahren des Stillstands erlebte Kroatien in den vergangenen zwei Jahren einen Aufschwung. Diesen will das Grazer Bauunternehmen Supernova für sich nutzen.
Mit einer „lustigen Landung“setzt die AUAMaschine am Flughafen Zadar auf, die Bora bläst den Gästen des Immobilienentwicklers Supernova mit aller Kraft entgegen. 30 Millionen Euro hat das in Graz beheimatete Unternehmen in die Erweiterung des Einkaufszentrums hier in Zadar investiert, zur feierlichen Eröffnung sind lokale Politiker, Geschäftspartner sowie die Mitarbeiter geladen. 2010 entstand der erste Abschnitt, die Jahre danach waren stürmisch, wie die Wintermonate an der kroatischen Küste, erzählt Geschäftsführer Frank Albert: „Nach der Finanzkrise ist Kroatien in eine Schockstarre gefallen. Die Umsätze waren eine Katastrophe, jeder hat geschaut, dass er irgendwie überlebt.“
Der Eu-beitritt mitten in dieser angespannten Zeit hat zu keiner konjunkturellen Trendwende geführt, führt Außenhandelsdelegierte Sonja Holocher-ertl aus: „Kroatiens Unternehmen waren für den Export nicht gerüstet, gleichzeitig wurde der Markt für Importe geöffnet.“Mit der Eu-förderperiode von 2014 bis 2020 wurde indes der Umschwung eingeleitet, erklärt die Wirtschaftskammer-expertin: „Kroatien kann auf rund 10,7 Milliarden Euro für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zugreifen.“Ein zweiter Punkt ist der Aufwind im Tourismus. „Da es viele private Appartementvermieter gibt, kommen die Einnahmen schnell in den Wirtschaftskreislauf.“Tatsächlich gab es sowohl 2016 als auch 2017 Wachstumsraten von rund drei Prozent. Davon profitieren viele Investoren aus Österreich, offiziell zweitgrößter Investor hinter denniederlanden. „Dies entspricht nicht wirklich der Realität“, erklärt Holocher-ertl, da diemuttergesellschaften großer Unternehmen wie Ikea oder die kroatische Telekom – zu 51 Prozent in Besitz der Deutschentelekom – ihren Sitz aus steuerlichen Gründen in denniederlanden hätten.
„Vor zwei Jahren hat sich der Wind bei uns gedreht“, sagt auch Albert. Der Immobilienentwickler sieht im Tourismus den Treiber. Deshalb war es ihm wichtig, sein Einkaufszentrum vor dem Start der Vorsaison zu eröffnen, auch wenn an der einen oder anderen Ecke noch nachgebessert werden musste. „Ganz normal im Baugeschäft“, so Albert, derweiter in Kroatien wachsen will: „Es gibt weiße Flecken, die noch ein Einkaufszentrum vertragen würden.“Mehr als 400 Millionen Euro hat Supernova in Kroatien investiert, u. a. in Kredite der Heta. Keine Spekulation, versichert Albert. Mit den Schulden wurden auch Bauprojekte gekauft, so konnte Supernova in Kroatien auf 14 Standorte wachsen.
Trotz Wachstumsschub habe Kroatien noch Reformbedarf, so Holocher-ertl. Gemeint ist der ineffiziente und aufgeblähte Staatsapparat. „Für eine Dienstreise eines Mitarbeiters muss ich sechs A4-seiten unterschreiben.“Selbst erfahrene Investoren würden immer wieder an bürokratischen Hürden scheitern. Noch hat sich der raue Wind also nicht ganz gelegt.