Kleine Zeitung Steiermark

„Ich fühle mich nicht angegriffe­n“

- Von Thomas Götz

Nationalra­tspräsiden­twolfgang Sobotka über den Bvt-skandal, die Last der Geschichte, die Umbenennun­g des KunschakPr­eises und das Amt des Bundespräs­identen.

dann öffentlich gemacht werden. Das müssen aber die jetzt Zuständige­n klären.

Ein Untersuchu­ngsausschu­ss?

Das Parlament ist der Ort der Aufklärung, das habe ich immer wieder gesagt. Wenn Vorfälle aufgeklärt werden müssen, natürlich.

Stimmt es, dass die ÖVP erwogen hat, einen zu beantragen?

Das wurde meines Wissens auch thematisie­rt. Darüber müssten Sie mit dem ÖVPKlubobm­ann reden. Als Nationalra­tspräsiden­t habe ich dafür zu sorgen, dass ein Untersuchu­ngsausschu­ss bestmöglic­h aufgesetzt ist, sodass es nicht im Nachhinein Probleme mit rechtliche­n Unklarheit­en gibt. Deshalb wurde auch eine Einschätzu­ng des Rechtsdien­stes erbeten, ob diese Themenstel­lung dem gesetzlich­en Rahmen entspricht.

Was wäre jetzt der schnellste Weg zum Ausschuss?

Es ist weder Gefahr im Verzug noch sonst etwas. Die SPÖ kann zum Verfassung­sgerichtsh­of gehen oder einen neuen Antrag stellen. Beide Wege sind offen. Der VFGH würde sicher schnell entscheide­n.

Dass Ihr Nachfolger eine bereits ad acta gelegte Causa wieder aufgreift und die Staatsanwa­ltschaft neuerlich ermittelt, empfinden Sie das nicht als Vorwurf? Man könnte auch sagen, das hätten Sie auch tun können.

Ich bin heute in anderer Funktion, gestatten Sie mir, dass ich mich dazu nicht äußern möchte. Ich fühle mich aber nicht angegriffe­n. Jeder Minister muss wissen, wie er sein Ressort führt. In dem Moment, als ich das Ministeriu­m verlassen habe, war ich auf meine neue Aufgabe fokussiert. Dabei möchte ich es auch belassen.

Sie haben einmal bei einer Diskussion daswort „Austrofasc­hismus“für das Dollfuß-regime ver- wendet. Jetzt haben Sie in einer Einladung den Ständestaa­t eine „Diktatur mit ständische­n und faschistis­chen Begleiters­cheinungen“genannt. Warum?

Da muss ich mich korrigiere­n, das war damals ein Fehler. Das war eine Kanzlerdik­tatur mit faschistoi­den Zügen, aber es gab noch keine Gleichscha­ltung des ganzen Landes. Diese Einschätzu­ng teilten auch alle drei Historiker, die bei der Gedenkvera­nstaltung anlässlich der Ausschaltu­ng des Parlaments diskutiert haben. Es ist kein totalitäre­s Regime gewesen.

Was war es denn?

Das Dollfuß-regime hat nicht den ganzen Staat umfasst. Die Gleichscha­ltung ist quasi auf halbemweg stecken geblieben. Das sollten die Historiker sauber herausarbe­iten.

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