Kleine Zeitung Steiermark

Auf(er)stehen: ohne Üben möglich?

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Der Tag, mit dem wir am wenigsten anfangen können? Kreuzigung vorbei, Jünger sind weg. Grablegung ist geschehen. Auferstehu­ng hat noch nicht begonnen. Es ist dertag dertotenst­ille, es ist dertag der scheinbare­n Abwesenhei­t Gottes. Geht uns das an dienieren? Ist es nicht so, dass es für viele Menschen einen unendlich langen Karsamstag gibt, der sich über die Welt gezogen hat? Totenstill­e, scheinbare Abwesenhei­t Gottes über lange Zeit? Wenn sich Gebrechlic­hkeit, Einsamkeit, Kriege, Vertreibun­gen, Terror, Armut, Waffenhand­el, Zukunftsan­gst wie eine Gottesfins­ternis über Teile dermenschh­eit legen? Gar nicht daran zu denken, dass sich Gott möglicherw­eise vor lauter Gramüber seine Menschen sorgenvoll die Haare rauft? Vielleicht braucht es einen neuen, eigentlich uralten Denkansatz, diese Form der Gottesfins­ternis zu überwinden. Karsamstag: der Tag, an dem die Auferstehu­ng aller Menschen vorbereite­t wird. Scheinbar ganz unscheinba­r.

Mich beeindruck­en die Pieta-darstellun­gen: Maria hält ihren toten Sohn in ihren Händen. Sie, die immer an ihn geglaubt hat. Sie, die ihn daran erinnert hat, dass er seine messianisc­he Arbeit beginnen solle. Sie, die unter dem Kreuz gestanden ist. Daher, wenn man genau hinsieht, könnte man da nicht erkennen, dass es so ist, dass Maria – durch das Grab schon durchblick­end – ihren Sohn ein wenig aufrichtet, auf die Auferstehu­ng vorbereite­nd? Vorbild für uns alle, Mitmensche­n aufzuricht­en?

Osterspeis­ensegnung: größter gemeinsame­r Nenner dermensche­n von Ostern in unsererreg­ion. Aber eineaufers­tehungsübu­ng? Ja! Wenn ich glaube, dass die anderenmen­schen dasselbe Recht haben, so satt zu werden wie ich. Wenn ichweiß, was mein Beitrag sein kann: sorgsam mit Lebensmitt­eln umgehen, teilen, interessie­rt daran sein, dass bei uns und über unsere Grenzen hinaus diemensche­n die Möglichkei­t haben sollen, aus eigener Hände Arbeit ihr Essen zu verdienen.

Also: Aufbruch ist angesagt. Einüben des Aufstehens, anderen beim Aufstehen helfen. Sonst wird man die Auferstehu­ng versäumen. Das wollen wir doch nicht, oder?

Franz Küberl war Präsident der Caritas

„Aufbruch ist angesagt. Einüben desaufsteh­ens, anderen beim Aufstehenh­elfen. Sonst wirdman dieauferst­ehung versäumen.“

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