Deutschdiplome im großen Stil gefälscht
Täter verkauften Drittstaatsangehörigen Zeugnisse, die für eine Aufenthaltsgenehmigung nötig sind. Es gibt Tausende Anzeigen.
An die 8000 Anzeigen und knapp 3000 Abnehmer – das sind die Ergebnisse jahrelanger Ermittlungsarbeit: Die Abteilung für Fremdenpolizei und Anhaltevollzug (AFA) hat in mehrjähriger Arbeit einen groß angelegten Betrug mit Zeugnissen aufgedeckt. Diese Sprachzertifikate sind für Drittstaatsangehörige dievoraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung in Österreich. Zehn überwiegend in Ostösterreich, aber auch in Bosnien und Deutschland agierende Tätergruppen und 33 Verdächtige wurden nun ausgeforscht und teilweise bereits verurteilt.
Zu den Tätern gehören Betreiber nicht lizenzierter Sprachinstitute, Prüfer, die ge- gen Entgelt nicht nur beide Augen zudrückten, sondern sich offenbar auch die Ohren zuhielten, ein Rechtsanwalt, Zeugnisfälscher und Vermittler solcher illegaler Dienstleistungen.
Sie knöpften Menschen mit mangelhaften oder kaum vorhandenen Deutschkenntnissen in organisierter Weise Geld ab. Diese zahlten 100 bis 2700 Euro für ein gefälschtes oder verfälschtes Zeugnis.
Manche der vermeintlichen Urkunden waren billige Kopien, andere so perfekt nachgemacht, dass sie so gut wie die Originale waren. Mehr als 500 Totalfälschungen wurden sichergestellt. Dass die Werber von Aufenthaltstiteln damit durchkamen, lag nach Angaben der seit Herbst 2015 ermittelnden Polizeibeamten an den lange Zeit mangelnden Kontrollen durch die zuständigen Behörden.
Das sei nun aber nicht mehr möglich: Der Fälschung von Sprachzertifikaten sollte mittlerweile ein Riegel vorgeschoben sein. Nicht allein, dass nach Angaben der Ermittler ein Großteil der Täter identifiziert wurde – die Zeugnisse weisen nun auch neue Sicherheitsmerkmale wie eine Durchnummerierung auf und die Mitarbeiter der Behörden, denen sie vorgelegt werden, wurden von der AFA geschult, was das Erkennen von Fälschungen betrifft.