Der alte und der neue Adam
Wieder hat Richard Kriesche für die Kleine Zeitung drei Oster-titelseiten gestaltet – angeregt durch einen großen Vorgänger. Ein deutungsoffener Fingerzeig auf Größeres.
guren in Michelangelos Bild von der Erschaffung des Menschen einnehmen.
Die Gipsabgüsse drehte er mit der Handfläche nach vorn und fotografierte sie. So ähnelten sie plötzlich frappierend den Händen eines Gekreuzigten. In den meisten Skulpturen sind die Nagelwunden an der Stelle zu sehen, die auf der Titelseite vom Karfreitag durch einen roten Punkt markiert war – mitten auf der Handfläche. Historisch ist das zwar falsch, weil die Kreuzigungen an der Handwurzel durchgeführtwurden, doch die Kraft der Bildtradition erwies sich über die Jahrhunderte bei der Kreuzigungsdarstellung letztlich als stärker.
Am Karsamstag fehlt die Farbe, die Wunde ist nicht mehr sichtbar. Grablegung, Grabesruhe. Weder Glocken noch Orgel sind an diesem Tag in den Kirchen zu hören, das Bild drückt symbolisch den Tag des Übergangs durch den Verzicht auf jede Farbe aus.
verbirgt sich in den Titelseiten der ersten beidentage: Legt man dieausgabe vom Freitag und die vom Karsamstag in verkehrter Reihenfolge nebeneinander, kann man sich dazwischen den Korpus des Gekreuzigten denken.
Heute, am Ostersonntag, zeigt Kriesche den direkten Bezug zum Original, den Spalt zwischen der Fingerspitze des Schöpfers und jener Adams. Und plötzlich bekommt das Bild eine neue Bedeutung. Die Belebung Adams, geschaffen aus Staub, wie die Bibel erzählt, wird zur Wiederbelebung des toten Jesus. Die Stelle des alten Adam nimmt jetzt der neue Adam ein, wie Jesus in der Bibel auch genannt wird.
In den Ikonen der Ostkirche kehrt dasmotiv des Abstiegs in die Hölle oft wieder. Jesus steigt zu den Vorfahren hinab und nimmt auch jenemenschen, die vor ihm gestorben sind, in die Auferstehung mit. Zu seinen Füßen liegen die zertrümmerten Tore der Unterwelt. Seine beiden Hände streckt er aus zu den biblischen Ureltern des Menschengeschlechts, Adam und Eva. Dahinter stehen auch die Propheten des Alten Testaments, bereit, mit dem Auferweckten ans Licht zu treten. Da