„Es geht hier nicht umschuld, es geht um Gerechtigkeit“
Lukas Meyer forscht an der Uni Graz über die philosophischen Fragen, die der Klimawandel aufwirft. Wie wir abseits aller Klimastrategien vom Wissen zum Handeln kommen und warum die Politik in einer Zwickmühle steckt.
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Aber warum sollten wir das tun?
Erstens weil wir eingesehen haben, dass die Absorptionsfähigkeit der Atmosphäre für Emissionen eine knappe und wertvolle Ressource ist, mit der wir nicht verschwenderisch umgehen sollten. Das gilt generell für solche Ressourcen. Zweitens haben wir hier ein Gerechtigkeitsproblem, weil wir mit unserem bisherigen Handeln riskieren, künftig lebende Menschen in ihren Grundrechten zu verletzen. Es geht also darum, nicht Teil des Problems zu sein, sondern Teil der Lösung. Und man kann mit gutem Beispiel vorangehen. Meine Verhaltensänderung kann sich auf dasverhalten anderer auswirken. Drittens wissen wir, dass wir unser Verhalten früher oder später sowieso ändern müssen.
Also lieber gleich beginnen?
Ja, das macht es einfacher und langfristig billiger. Und damit signalisiere ich den politisch Verantwortlichen: Ich stehe dafür, dass ihr die politische Lösung, die solche Reduktionen dann erzwingt, umsetzt.
Dennoch scheint der politische Wille zu fehlen, den Wählern Verzicht auf lieb gewonnene Lebensgewohnheiten zuzumuten.
Klimaschutz muss nicht mit Verzicht und Verringerung der Lebensqualität einhergehen. Die entscheidende Frage ist, was wir wirklich wollen, wenn wir darüber nachdenken, und ob wir das nicht auch mit anderen Mitteln erreichen können.
Voraussetzung ist aber dennoch der Verzicht auf fossile Energieträger. Ein Rezept wäre, diese höher zu besteuern – was nicht viele Regierungen wagen.
Die Politik ist hier ein bisschen in der Zwickmühle. Die spezifischen Lebensweisen, an die wir uns gewöhnt haben, sind ja nicht zuletzt durch die politische Rahmensetzung bestimmt. Dass wir pro Kopf ein so hohes Niveau an Emissionen haben, ist insbesondere dem Umstand geschuldet, dass die staatlich geschützten Rahmenbedingungen das ermöglicht und begünstigt haben. Jetzt kann die Politik nicht von heute auf morgen sagen: Ätsch, das gilt ab sofort alles nicht mehr, seht selbst, wie ihr mit der neuen Situation zurechtkommt.