An dieser öden Küste wächst nichts mehr
Eugene O’neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“am Wiener Burgtheater: ausgedehnteweihestunde für vier Verlorene.
Die Katastrophe, sie hat schon stattgefunden. Ein Meteoriteneinschlag vielleicht, oder eine Sintflut, und sie hat dort, wo die Regieanweisung ein üppig eingerichtetes Sommerhaus verlangt, nur Felsbrocken und ein Walgerippe hinterlassen. An dieser öden Küste wächst nichts mehr, auch die Menschen, die da im Halbdunkel über das tote Gestade geistern, sind bloß Strandgut, vom Leben ausgespuckt.
Andrea Breth inszeniert am Burgtheater Eugene O’neills „Eines langes Tages Reise in die Nacht“, Martin Zehetgruber richtet dafür eine berückende Bühne ein. Wo visuell buchstäb- lich kein Stein auf dem anderen geblieben ist, entbreitet sich eine Tragödie, die O’neills eigene war: In dem autobiografischen Stück hat der Erneuerer des Us-dramas seine eigene Familiengeschichte in einem exemplarischen Tag im Leben der Tyrones verdichtet.
Vater James (Sven-eric Bechtolf) , einst ein gefeierter Schauspieler, wäre gern ein gütiger Patriarch und ist doch nur ein alter Geizhals, seine Frau Mary (Corinna Kirchhoff) schießt sich Lebensangst, Einsamkeit und einen Kindstod auch nach der x-ten Entziehungskur mit reichlichmorphium aus der Birne und langweilt Hausmädchen Cathleen (Andrea Wenzl) mit