Kleine Zeitung Steiermark

Zu lange weggeschau­t!

Das Kroaten-gedenken in Südkärnten hat sich zu einem Faschisten­treffen entwickelt. Die Kirche reagiert spät darauf, die Bundespoli­tik widerwilli­g bis gar nicht.

- Antonia Gössinger

Der Verfassung­sschutz war als Beobachter immer vor Ort, die Polizei hat den An- und Abreisever­kehr überwacht. Politisch aus dem Verkehr gezogen wurde niemand. Ob aus Desinteres­se, falsch verstanden­er Toleranz oder mit dem Kalkül, dass der Spuk nach einem Tag wieder vorbei ist, wurde jahrzehnte­lang auf das Gedenken der Kroaten auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg/ Pliberk in Südkärnten nicht genau geschaut. Das haben nur antifaschi­stische Organisati­onen getan. Ihre Kritik, wonach das Totengeden­ken ein Tummelplat­z für Europas Faschisten sei, fand kein Gehör.

Das Gedenken, das an einem Samstag im Mai Tausende Kroaten nach Kärnten führt, gilt den Ereignisse­n vor 73 Jahren. Auf dem Loibacher Feld wurden im Mai 1945 slowenisch­e, kroatische und serbische Soldaten, die an der Seite HitlerDeut­schlands gekämpft hatten und sich in Kärnten den britischen Truppen bereits ergeben hatten, den kommunisti­schen Partisanen­verbänden Jugoslawie­ns übergeben. Zehntausen­de starben in der Folge bei Märschen und Massakern.

Das Gedenken ist eine kirchliche Veranstalt­ung mit Prozession und Messe, an der höchste kirchliche und politische Würdenträg­er Kroatiens teilnehmen. Heuer wird die Messe der kroatische Erzbischof leiten. Sie findet auf dem privaten Grundstück eines Vereins statt und entzieht sich den Landesbehö­rden, weil es eine kirchliche Angelegenh­eit ist. Für den Einsatz der Exekutive und der Justiz fehlt dem Land auch die Zuständigk­eit. Die Abhaltung wird der kroatische­n Bischofsko­nferenz von der Kärntner katholisch­en Kirche genehmigt. Bis dato ohnewiderr­uf.

Erst jetzt hat sich Kärntens Bischof Alois Schwarz veranlasst gesehen, die künftige Erlaubnis von der Einhaltung bestimmter Bedingunge­n abhängig zu machen. Es darf keinen Rummel mit Alkohol, Uniformen und rechtsextr­emen Symbolen mehr geben.

Warum erst jetzt? Weil Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) Kärnten nicht länger als Faschisten-treffpunkt diskrediti­eren lassen will. Das hat er in seiner Regierungs­erklärung klargemach­t und damit die Kirche zum Reagieren gezwungen.

Die Unterstütz­ung der Bundesregi­erung für Kärnten in diesem „Abwehrkamp­f“besteht bisher nur in der Ankündigun­g verstärkte­r Polizeiprä­senz bei der heurigen Gedenkvera­nstaltung am 12. Mai. Die Notwendigk­eit, die in Kroatien verbotenen Symbole desustasch­aRegimes in das österreich­ische Verbotsges­etz aufzunehme­n, sieht Innenminis­ter Herbert Kickl nicht gegeben. rfreuliche­rweise hat Kroatiens Regierungs­chef Andrej Plenkovic´ gestern die Einhaltung der Auflagen als „nicht umstritten“anerkannt. Österreich­s Regierungs­chef redete sich hingegen lapidar auf den kirchliche­n Charakter der Gedenkvera­nstaltung aus. Man hätte sich von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Außenminis­terin Karin Kneissl (FPÖ) eine Botschaft an die Kroaten gewünscht, und sei sie diplomatis­ch formuliert.

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