Zu lange weggeschaut!
Das Kroaten-gedenken in Südkärnten hat sich zu einem Faschistentreffen entwickelt. Die Kirche reagiert spät darauf, die Bundespolitik widerwillig bis gar nicht.
Der Verfassungsschutz war als Beobachter immer vor Ort, die Polizei hat den An- und Abreiseverkehr überwacht. Politisch aus dem Verkehr gezogen wurde niemand. Ob aus Desinteresse, falsch verstandener Toleranz oder mit dem Kalkül, dass der Spuk nach einem Tag wieder vorbei ist, wurde jahrzehntelang auf das Gedenken der Kroaten auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg/ Pliberk in Südkärnten nicht genau geschaut. Das haben nur antifaschistische Organisationen getan. Ihre Kritik, wonach das Totengedenken ein Tummelplatz für Europas Faschisten sei, fand kein Gehör.
Das Gedenken, das an einem Samstag im Mai Tausende Kroaten nach Kärnten führt, gilt den Ereignissen vor 73 Jahren. Auf dem Loibacher Feld wurden im Mai 1945 slowenische, kroatische und serbische Soldaten, die an der Seite HitlerDeutschlands gekämpft hatten und sich in Kärnten den britischen Truppen bereits ergeben hatten, den kommunistischen Partisanenverbänden Jugoslawiens übergeben. Zehntausende starben in der Folge bei Märschen und Massakern.
Das Gedenken ist eine kirchliche Veranstaltung mit Prozession und Messe, an der höchste kirchliche und politische Würdenträger Kroatiens teilnehmen. Heuer wird die Messe der kroatische Erzbischof leiten. Sie findet auf dem privaten Grundstück eines Vereins statt und entzieht sich den Landesbehörden, weil es eine kirchliche Angelegenheit ist. Für den Einsatz der Exekutive und der Justiz fehlt dem Land auch die Zuständigkeit. Die Abhaltung wird der kroatischen Bischofskonferenz von der Kärntner katholischen Kirche genehmigt. Bis dato ohnewiderruf.
Erst jetzt hat sich Kärntens Bischof Alois Schwarz veranlasst gesehen, die künftige Erlaubnis von der Einhaltung bestimmter Bedingungen abhängig zu machen. Es darf keinen Rummel mit Alkohol, Uniformen und rechtsextremen Symbolen mehr geben.
Warum erst jetzt? Weil Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) Kärnten nicht länger als Faschisten-treffpunkt diskreditieren lassen will. Das hat er in seiner Regierungserklärung klargemacht und damit die Kirche zum Reagieren gezwungen.
Die Unterstützung der Bundesregierung für Kärnten in diesem „Abwehrkampf“besteht bisher nur in der Ankündigung verstärkter Polizeipräsenz bei der heurigen Gedenkveranstaltung am 12. Mai. Die Notwendigkeit, die in Kroatien verbotenen Symbole desustaschaRegimes in das österreichische Verbotsgesetz aufzunehmen, sieht Innenminister Herbert Kickl nicht gegeben. rfreulicherweise hat Kroatiens Regierungschef Andrej Plenkovic´ gestern die Einhaltung der Auflagen als „nicht umstritten“anerkannt. Österreichs Regierungschef redete sich hingegen lapidar auf den kirchlichen Charakter der Gedenkveranstaltung aus. Man hätte sich von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) eine Botschaft an die Kroaten gewünscht, und sei sie diplomatisch formuliert.
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