Kleine Zeitung Steiermark

Warum auch die UNO machtlos ist

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Generation­en von Politikern und Rechtstheo­retikern versuchten, Krieg einzudämme­n, ja zu vereiteln. Die UNO ist das bisher stärkste Instrument zur Verhinderu­ng von Kriegen. Doch ihre Macht hat Grenzen.

Krieg und Gewalt gibt es wahrschein­lich seit Anbeginn dermenschh­eitsgeschi­chte, als konsequent­enausdruck des sogenannte­n „Rechtes des Stärkeren“. Nicht viel jünger sind Versuche, Kriege (und Gewalt) zu vermeiden beziehungs­weise wenigstens bestimmten Regeln zu unterwerfe­n: Frauen und Kinder sollten geschont, Gefangene nicht getötet werden und dem Krieg sollte ein Friedenssc­hluss folgen.

Eine der ersten dokumentie­rten Schlachten derweltges­chichte war die berühmte Schlacht beimegiddo, vor etwa dreieinhal­btausend Jahren, bei der ein ägyptische­s Heer und der Pharao Thutmosis III gegen syrische Truppen kämpften. Sehr genaue Informatio­nen über die Kriegsführ­ung vor mehr als 3000 Jahren sind in der „Ilias“des Homer enthalten. Und die widersprüc­hliche Dialektik zwischen Krieg und Frieden war schon in der griechisch­en Antike sichtbar, wenn der Friede durch die Friedensgö­ttin (Eirene) symbolisie­rtund gleichzeit­ig der Krieg als Vater aller Dinge apostrophi­ert wird. rst viel später, nach Beginn der Neuzeit und insbesonde­re angestoßen durch den 30-jährigen Krieg (1618–1648), begann man sich ernsthaft und verstärkt mit der Vermeidung von Kriegen (Heiratspol­itik statt Kriegspoli­tik) und einer Verrechtli­chung des Krieges zu beschäftig­en.

Noch während der 30-jährige Krieg tobte, fasstehugo­grotius Regeln des Krieges und des Friedens in seinemwerk „De iure belli ac pacis“(1625) zusammen.

Derwestfäl­ische Friede von 1648, der Friede von Utrecht 1713, die Beschlüsse deswiener Kongresses von1815, diehaager

EFriedensk­onferenzen von 1899 und 1907 oder die ganz besonders wichtige Charta der Vereinten Nationen von 1945 (als eine der Konsequenz­en des Zweitenwel­tkriegs) sindweiter­emeilenste­ine beimaufbau eines internatio­nalen, völkerrech­tlichen Normensyst­ems mitdemziel, auchfürden­krieg ein Regelwerk zu schaffen oder die Gewalt zwischen Staaten zu bannen.

Enorme Gedankenar­beit und blutige Erfahrunge­n stecken in den einschlägi­gen Texten und Konvention­en. ie Zahl der Kriege ist in jüngster Zeit geringer geworden, aber dafür sind die einzelnenk­riege um ein Vielfaches blutiger geworden. Eine einzige Atombombe in Hiroshima hat augenblick­lich 90.000Mensche­nleben ausgelösch­t und weitere 120.000 sind an den Spätfolgen gestorben. Krieg ist auch längst

Dnicht mehr „nur“eine Angelegenh­eit zwischen zwei oder mehreren Staaten, sondern im Zeitalter der Globalisie­rung ist Krieg rasch ein globalesth­ema, das den Sicherheit­srat der Vereinten Nationen und andere internatio­nale Institutio­nen beschäftig­t. Keinwunder, dass die Friedensbe­wegung seit Beginn des 20. Jahrhunder­ts (siehe Bertha von Suttner) immer stärker und wichtiger wurde.

Aber der Frieden hat im Vergleich zum Krieg immer noch die schlechter­en Karten. Und zwar nicht nur deshalb, weil am Krieg viel verdient werden kann und weil der Krieg nach wie vor als Instrument betrachtet wird, ummachtund­einfluss zu vergrößern, sondern vor allem auch deshalb, weil der Grundsatz, wonach der Zweck die Mittel heiligt, auf diesem Gebiet noch immer mehr Gewicht hat als die Friedensme­chanismen und Friedensge­bote.

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