„Unserem Baby sind Flügel gewachsen“
Der erbitterte Rechtsstreit zwischen Eltern und Ärzten fand ein tragisches Ende: Alfie Evans starb in der Nacht auf gestern, noch bevor er nach Rom verlegt wurde.
Papst Franziskus persönlich hatte sich für den kleinen Buben eingesetzt, der an einem unheilbaren Hirnleiden erkranktwar und seit Dezember 2016 im Krankenhaus lag. Der italienische Staat hatte Alfie Evans sogar die italienische Staatsbürgerschaft verliehen, damit der 23Monate alte Bub in das vatikanische Kinderkrankenhaus nach Rom verlegt werden könnte, nachdem die Ärzte in Großbritannien eine weitere Behandlung des Kindes verweigert hatten und die Eltern erfolglos durch sämtliche Gerichtsinstanzen gegangen waren.
Doch zur Überstellung des schwer kranken Kindes kam es nicht mehr. „Unserem Baby sind heute Nacht um 2.30 Uhr Flügel gewachsen“, schrieben die sehr gläubigen Eltern Kate James (20) und Thomas Evans (21) auf Facebook – am Montag war die Beatmungsmaschine abgeschaltet worden, doch der kleine Bub hatteweitergeatmet.
Und der jungevater ergänzte: „Wir sind untröstlich, wir danken allen für ihre Unterstützung.“Hunderte Menschen hatten im Kampf um Alfies Leben tagelang vor dem AlderHey-krankenhaus in Liverpool campiert, selbst aufdempetersplatz in Rom trafen sich Unterstützer zum Gebet.
Trauernde legten gestern Blumen und Plüschtiere vor der Klinik ab, wollten Ballons aufsteigen lassen. Papst Franziskus drückte auf Twitter seine Betroffenheit aus. „Ich bin tief berührt vomtod des kleine Alfie“schrieb er. „Heute bete ich be- sonders für seine Eltern.“Gleichzeitig plädierte er gestern bei einer Konferenz zum Thema regenerativemedizin in Rom für eine „ethische Verantwortung“derwissenschaft. Die Kirche unterstütze die Forschung, die der Behandlung leidender Menschen diene. Dabei müsse man jedoch die Grenze des ethisch Annehmbaren respektieren.
Der Tod des kleinen Alfie erinnert auf tragische Weise an das Schicksal von Charlie Gard, der nur elf Monate alt wurde. Auch seinemtodwar ein aufsehenerregender Rechtsstreit zwischen den Eltern, die ihn in die USA bringen wollten, und den Ärzten vorangegangen. Der Brite litt an einem seltenen Gendefekt. Auch für ihn hatte sich der Papst eingesetzt.