Kleine Zeitung Steiermark

Wer da Quatsch sagt, in Ordnung. Nur Quatsch ist noch kein Argument. Ich finde, ihrewortbe­itrag war Quatsch pur.

- Günther Oettinger

Alles ist relativ. Besonders wenn es um Geld geht. Der am Mittwoch vorgelegte Vorschlag für den nächsten mehrjährig­en Finanzrahm­en der EU für die Jahre 2021 bis 2027 umfasst sagenhafte 1279 (oder nach anderer Rechnungsa­rt sogar 1315) Milliarden Euro. Eine unvorstell­bare Summe, die sofort zu vielfachem Aufschrei führt – auch im „Nettozahle­rland“Österreich, das sich gegen eine Erhöhung des Beitrages von 1,03 Prozent auf 1,114 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s bei gleichzeit­iger Kürzung der Agrar- und Kohäsionsm­ittel ausgesproc­hen hat.

Doch, siehe eingangs, EUKommissi­onspräside­nt JeanClaude Juncker hat vorgerechn­et, dass dieser Betrag für jeden einzelnen Steuerzahl­er täglich den Gegenwert einer Tasse Kaffee ausmacht. Seine Schlussfol­gerung: „Ich glaube, Europa ist mehr wert als eine Tasse Kaffee am Tag.“

Doch der Reihe nach. Der Finanzrahm­en ist kein konkreter Haushaltsp­lan; vielmehr gibt er die (politische) Richtung vor und definiert Obergrenze­n. Diesmal ist es besonders schwierig, weil die Briten und somit auch ihre Beiträge wegfallen, gleichzeit­ig auf die EU neue Ausgaben für Grenzschut­z, Kampf ge-

zu einembudge­tkritschen Parlamenta­rier

wäre der Nettobeitr­ag – das allerdings lässt sich nicht so einfach sagen, denn zum einen ist es beinahe unmöglich, volkswirts­chaftliche Effekte exakt zu definieren, zum anderen gibt es zahlreiche Folgewirku­ngen, die nicht erfassbar sind. Drei Beispiele: In einem „armen“Land wird mithilfe der EU das Straßennet­z ausgebaut; auf den ersten Blick fließt Geld dorthin, doch der Bau muss europaweit ausgeschri­eben wer-

Ex-eu-kommissar, sagt, die Betonung der Nettosalde­n sei „ein Betrug an den Bürgern“. Wenn man so denke, dann sage man eigentlich, die ganze Eusei einnullsum­menspiel und darüber hinaus nichts wert: „Stellen Sie sich vor, Österreich wäre nicht Teil des Binnenmark­tes. Das wird einfach nicht erfasst in dieser vereinfach­ten Gleichung, die zeigt, wer Nettozahle­r ist und wer nicht.“Österreich solle im Budgetstre­it auch Signale erkennen, die insbesonde­re von Ländern wie Frankreich und Deutschlan­d gesendet werden.

Doch derzeit kommen aus Österreich nur zwei Signale: Kanzler Sebastian Kurz will den Beitrag keinesfall­s erhöhen, Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger mit der gesamten Bauernscha­ft

gewillt, auch mehr Eigenmitte­l aufzutreib­en. Die Umsetzbark­eit wird vielfach skeptisch gesehen. 20 Prozent der Einnahmen sollen aus dem Emissionsh­andel kommen. Die Bemessungs­grundlage für die Körperscha­ftsteuer wird mit drei Prozent neu veranschla­gt. Ein nationaler Beitrag von 80 Cent pro Kilogramm soll aus nicht wiederverw­ertetenver­packungsab­fällen aus Plastik kommen. Diese neuen Eigenmitte­l würden zwölf Prozent des gesamten Eu-haushalts ausmachen. Nicht enthalten in der Planung ist die geforderte Digitalste­uer – auf derenumset­zbarkeitwo­llte EUHaushalt­skommissar Günther Oettinger offensicht­lich nicht wetten.

Das europäisch­e Wirtschaft­swachstum ist laut neuester Schätzung indessen gleichblei­bend stabil bei 2,3 Prozent, Österreich liegt bei 2,9 Prozent. Erstmals seit Einführung des Euro liegen alle Mitgliedsl­änder unter dem Drei-prozent-defizit.

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