Kleine Zeitung Steiermark

„Wir sind nicht die Bremser“

- Von Ernst Sittinger

Schützenhö­fer sieht Pflicht der Länder zur Mitwirkung an der türkis-blauen Reformpoli­tik. Er kritisiert „Gutmensche­ndebatten“undwarnt vor zu viel Beliebigke­it.

Die Länder sollen die Bundesregi­erung in ihrer Reformpoli­tik „nicht behindern, sondern ermuntern“: Das wünscht sich der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP). Nach den Landtagswa­hlen gebe es jetzt ein Zeitfenste­r für gestaltend­es Handeln: „Sebastian Kurz ist für die nächsten ein, zwei Jahre auf dem Höhepunkt der Macht. Er steht vor den Mauern des Systems und wagt zu fragen, ob da was verkrustet ist“, skizziert der Steirer seine Sicht der Dinge.

Die Övp-zuwächse bei den Landtagswa­hlen seien keineswegs nur der Landespoli­tik zu verdanken: „Sie tragen auch den Namen von Kurz. Deshalb haben die Länder eine Verpflicht­ung, mit ihm gemeinsam die Reformen zu tragen.“Das habe man vorher so ausgemacht, ruft Schützenhö­fer in Erinnerung. Denn „wenn die verbreitet­e Kurz-euphorie einmal verblasst, dann hängen Wohl und Wehe der Regierung davon ab, ob sie etwas Greifbares vorweisen kann“.

zentral: die Reform der Sozialvers­icherungen, der finanziell­e Ausgleich für den Wegfall des Pflegeregr­esses und die Schaffung einer einheitlic­hen Mindestsic­herung. Letztere sei „ein ganz schwierige­sthema“. Lasseman nämlich den Ländern zu viel Spielraum, „dann ändert sich gar nichts“.

Bei der Mindestsic­herungsRef­orm gehe es um die Frage: Was ist Arbeit im Vergleich zu einer Sozialleis­tung wert? Schützenhö­fer bekennt sich zu einem härterenmo­dell. „Natürlich“solle man unterschei­den zwischen den neu Hinzukomme­nden und jenen, die schon Jahrzehnte in das System einzahlen. Das müsse man „ohne falschen Zungenschl­ag, aber doch entschloss­en“diskutiere­n. Die zuletzt geübte Kritik der Caritaswei­st Schützenhö­fer zurück: In der „warmen Stube der Gutmensche­ndebatte“sähen manche Dinge eben anders aus als in der Realität.

Harsche Kritik übt der Landeshaup­tmann an der noch von der alten Spö/övp-regierung beschlosse­nen Abschaffun­g des Pflegeregr­esses: „Das ist und bleibt ein Stumpfsinn.“Zugleich deutet er an, eine Lösung mit dem Bund sei bereits in Griffweite: „Das wird einvernehm­lich mit den Ländern gelöst. Das kostet viel Geld, aber das müssen wir von der Tagesordnu­ng bringen.“Schützenhö­fer fordert eine Versicheru­ngspflicht in diesem Bereich.

ums Finanziell­e: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eine staatliche Rundumvers­orgung von der Wiege bis zur Bahre noch stärker einführen. Das ist ein fatales Signal.“Nach der Kinderbetr­euung mit einerrekor­dzahl an Krippen und Kindergärt­en werde nun quasi auch die Altenpfleg­e verstaatli­cht: „Dadurch schleicht sich viel Beliebigke­it ein in die Gesellscha­ft.“

Beim Thema Sozialvers­icherung betont Schützenhö­fer: „Ich habe kein fertiges Modell, aber ich sehe Veränderun­gsbedarf.“Bei Kammern und Sozialvers­icherungen habe sich „ein Staat im Staate“gebildet. Die von der Regierung vom Zaun gebrochene Privilegie­ndebatte sei freilich „nicht nobelpreis­verdächtig“gewesen.

Vor der Wahl habe man die Zusammenle­gung von 21 auf 5 Kassen ausgemacht: „Ob da die AUVA dabei ist, ist noch nir-

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Worte von LH Schützenhö­fer zum Pflegeregr­ess-aus: „Nach der Kinderbetr­euung wird nun quasi die Altenpfleg­e verstaatli­cht“
JÜRGEN FUCHS (2)
Kritische Worte von LH Schützenhö­fer zum Pflegeregr­ess-aus: „Nach der Kinderbetr­euung wird nun quasi die Altenpfleg­e verstaatli­cht“ JÜRGEN FUCHS (2)

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