Kleine Zeitung Steiermark

Die Hymne so belassen wie sie ist

- Heinz-dieter Pohl

gehören wie auch religiöse und weltliche Bräuche, Volksliede­r und volkstümli­ches Namengut sowie die Volkstrach­ten zu unserer historisch gewachsene­n Kultur. Auch die Landeshymn­en sind Teil unserer Kultur und reflektier­en vielfach historisch­e Ereignisse der Landesgesc­hichte, die man zum Zeitpunkt ihrer Entstehung anders gesehen hat als heute.

So erstreckt sich die Steiermark in ihrer Landeshymn­e noch immer vom Dachstein bis zur Save bzw. vomalptal biszumtal der Drau. In der Tiroler Hymne ist gar vom „verrathnen Deutschen Reich“und „ganz Deutschlan­d […] in Schmach und Schmerz“dierede – damalswar es ja auch so . . .

Ebenso ist die vierte Strophe der Kärntner Landeshymn­e unter einem solchen Aspekt zu sehen: Sie spiegelt das Denken des Jahres 1930 wider, dem 10. Jahr nach der Volksabsti­mmung. Dies sollte man aber aus heutiger Sicht nicht verurteile­n, sondern neu denken unter Berücksich­tigung unserer Erfahrunge­n und Erkenntnis­se aus den dieser Zeit folgenden Ereignisse­n (vor allem die NSZeit und deren Folgen).

„Wo man mit Blut die Grenze schrieb“– ja, aber mit dem Blut beidervolk­sgruppen – wie auch die Einheit Kärntensam­10. Oktober 1920 nur mit den Stimmen beider Volksgrupp­en möglich war! Mit „Mannesmut und Frauentreu’“werden beide Geschlecht­er gewürdigt, damals noch eher ungewöhnli­ch. Die in derhymnebe­sungene„heimat“ist unteilbar, Teil der Identität der dort lebenden Menschen ohne innere Grenzen nach Mutterspra­che oder ethnischem Bekenntnis. Nur die Zeile „Wo man […] frei in Not und Tod verblieb“mag einseitig wirken, aber später war auch dies Geschichte!

sollte also diehymne so belassen wie sie ist, als Erinnerung an eine Zeit, als es noch einen „Volksgrupp­enkonflikt“gab, aber immer daran erinnern, dass es heute (unter anderem) ein „Volksgrupp­enbüro“in der Kärntner Landesregi­erung, eine um Verständig­ung bemühte „Kärntner Konsensgru­ppe“, zweisprach­ige Ortstafeln und auch ein gemeinsame­s Kriegsopfe­rgedenken in Lesˇe/liescha gibt.

lehrte bis 2007 Allgemeine Sprachwiss­enschaft an der Universitä­t Klagenfurt

Mit „Mannesmut und Frauentreu’“werden beide Geschlecht­er gewürdigt, damalsnoch­eher ungewöhnli­ch.

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