Die Hymne so belassen wie sie ist
gehören wie auch religiöse und weltliche Bräuche, Volkslieder und volkstümliches Namengut sowie die Volkstrachten zu unserer historisch gewachsenen Kultur. Auch die Landeshymnen sind Teil unserer Kultur und reflektieren vielfach historische Ereignisse der Landesgeschichte, die man zum Zeitpunkt ihrer Entstehung anders gesehen hat als heute.
So erstreckt sich die Steiermark in ihrer Landeshymne noch immer vom Dachstein bis zur Save bzw. vomalptal biszumtal der Drau. In der Tiroler Hymne ist gar vom „verrathnen Deutschen Reich“und „ganz Deutschland […] in Schmach und Schmerz“dierede – damalswar es ja auch so . . .
Ebenso ist die vierte Strophe der Kärntner Landeshymne unter einem solchen Aspekt zu sehen: Sie spiegelt das Denken des Jahres 1930 wider, dem 10. Jahr nach der Volksabstimmung. Dies sollte man aber aus heutiger Sicht nicht verurteilen, sondern neu denken unter Berücksichtigung unserer Erfahrungen und Erkenntnisse aus den dieser Zeit folgenden Ereignissen (vor allem die NSZeit und deren Folgen).
„Wo man mit Blut die Grenze schrieb“– ja, aber mit dem Blut beidervolksgruppen – wie auch die Einheit Kärntensam10. Oktober 1920 nur mit den Stimmen beider Volksgruppen möglich war! Mit „Mannesmut und Frauentreu’“werden beide Geschlechter gewürdigt, damals noch eher ungewöhnlich. Die in derhymnebesungene„heimat“ist unteilbar, Teil der Identität der dort lebenden Menschen ohne innere Grenzen nach Muttersprache oder ethnischem Bekenntnis. Nur die Zeile „Wo man […] frei in Not und Tod verblieb“mag einseitig wirken, aber später war auch dies Geschichte!
sollte also diehymne so belassen wie sie ist, als Erinnerung an eine Zeit, als es noch einen „Volksgruppenkonflikt“gab, aber immer daran erinnern, dass es heute (unter anderem) ein „Volksgruppenbüro“in der Kärntner Landesregierung, eine um Verständigung bemühte „Kärntner Konsensgruppe“, zweisprachige Ortstafeln und auch ein gemeinsames Kriegsopfergedenken in Lesˇe/liescha gibt.
lehrte bis 2007 Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Klagenfurt
Mit „Mannesmut und Frauentreu’“werden beide Geschlechter gewürdigt, damalsnocheher ungewöhnlich.