Wohin fließt das Öl, das so viele auf die Palme bringt?
Palmöl ist in aller Munde und zuletzt so stark in Kritik geraten, dass auch Handelsketten die neue Palmöl-freiheit ausrufen. Doch wie palmölfrei ist Österreich wirklich und wie soll man es ersetzen?
Auch in der Steiermark stößt man neuerdings häufig auf Öl. Doch weder ist man auf große Erdölreserven gestoßen, noch geht’s ums Kernöl. Vielmehr hat die Debatte rund um das universell eingesetzte und immer heftiger in die Kritik geratene Palmöl auch die Grüne Mark erreicht – vor allem, seit Handelsketten ihre „Palmöl-freiheit“postulieren und die europäische Lebensmittelbehörde die Fettsäurereste, die bei der Palmölherstellung entstehen, als „wahrscheinlich krebserregend“eingestuft hat.
Doch wie ist es zum Imageverlust diesesuniversal-mittels gekommen? Wohin fließt das Palmöl, wie kann es ersetztwerden und wie palmölfrei sind Lebensmittel wirklich? Ein Fakten-check.
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Palmölfrei? Seit Februar bewirbt die Handelskette Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Penny), dass die rund 1100 Produkte der Bio-eigenmarke „Ja! natürlich“zu 100 Prozent palmölfrei sind. „Die Umstellung war ein jahrelanger Prozess“, sagt ReweSprecher Paul Pöttschacher. Wo es möglich war, habe man Palmöl durch Sonnenblumenöl er- Raps Sonnenblume Kokos Soja
setzt – etwa bei Toast, Chips, sämtlichen Eigenmarken (von Nougatcreme. Wo der 1:1-Ersatz S-budget bis Spar-premium) aufgrund besonderer Palmöl-eifrei von Palmöl haben. Enthielgenschaften (es ist hitzestabil ten bei Spar Ende 2016 noch 300 und geschmacksneutral) nicht Eigenmarken-lebensmittel die möglichwar, „haben wir uns entZutat Palmöl, so sind es derzeit schlossen, den Artikel auszulislaut Berkmann „einige Dutten“. Das war z.b. beim „Ahorn zend“. Bei einigen Produkten Knusper Müsli“der Fall. werde es knapp, bis Jahresende
Wie in der konzentrierten heiPalmölersatz zu finden. Ob diemischen Handelslandschaft übse dann tatsächlich aus den Relich, ziehen die zwei anderen galen verschwinden, sei „derBranchenriesen Spar und Hofer zeit noch in Diskussion“. mit. Hofer wirbt damit, dass die
2 2006 eingeführte Eigenmarke 800 Lebensmittel. Auch „Zurück zum Ursprung“immer wenn der Eigenmarken-anBaby-milchersatzpulver (wir schon ohne Palmöl ausgekomteil der Handelsketten schon auf berichteten). Konsumentenmen sei. Bei der zweiten Bio-eirund ein Drittel des Sortiments schützer und Greenpeace forgenmarke „Natur aktiv“(derzeit gestiegen ist, sind die Superdern daher bessere Kennzeichist noch in 3 Prozent des Angemärkte mit diesen Aktionen nung palmölhältiger Produkte. bots Palmöl) wolle man bis Ende noch lange nicht palmölfrei.
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2018 palmölfrei sein. Laut aktueller Greenpeace-stuGegenwehr. In Österreichs
Bei Spar will man einen die finden sich im Schnitt 800 Fachverband der LebensSchritt weitergehen, wie SparLebensmittel mit Palmöl-anteil mittelindustrie will man sich Sprecherin Nicole Berkmann in Österreichs Supermärkten – aber nicht dasbummerl umhänerklärt: Bis Ende 2018 will man von Packerlsuppe über Eis bis zu gen lassen: „Nur vier Prozent nicht nur eigene Biomarken, Pizza. Und das zum Teil in alarder weltweiten Palmölproduksondern Lebensmittel von mierenden Mengen, wie bei tion werden in der europäischen Lebensmittelproduktion eingesetzt“, während zwei Drittel des Palmöls in die Energiegewinnung und in Körperpflege, Reinigungsmittel usw. fließen würden, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands. Auch sei es gelungen, den Anteil der gesundheitlich bedenklichen Fettsäurereste um die Hälfte zu reduzieren.