„Die Zahlen zeigen die Notwendigkeit des Ausbaus“
Ausbau der Kinderbetreuungsplätze oder Förderung für Kinderbetreuung zu Hause – was ist familienfreundlicher? Ein Gastkommentar sorgt für konträre Leserreaktionen.
Außensicht: „Mit Geld kann man steuern“, 27. 4.
Mit Interesse habe ich die Glosse von Gudrun Kattnig gelesen und ihre Kritik am Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in Kärnten wahrgenommen. Betrachtet man die Zahlen, so zeigt sich aber die Notwendigkeit des Ausbaus: Laut Statistik Austria liegt der Anteil an Kindern in Kinderbetreuungseinrichtungen bis drei Jahre in Kärnten bei 20,7 Prozent, österreichweit sind es 25,4 Prozent.
Zudem wählen immer mehr Mütter die Kurzvarianten des Kinderbetreuungsgeldes: Waren es 2010 sieben Prozent, so sind es 2016 19,8 Prozent. Dieser Trend macht den Ausbau von Kinderbetreuungsstätten erforderlich.
Kattnig schreibt, dass sich viele Familien mehr Kinder wünschen. In Österreich liegt laut WKO die Anzahl der Kinder pro Frau bei 1,49. Der EU-28Schnitt liegt bei 1,57 Kindern. In Norwegen liegt dieser bei 1,72, in Schweden bei 1,85, in Frankreich bei 1,96 Kindern pro Frau. Das sind genau die Länder, die gezielt auf Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen setzen.
Erst kürzlich hat mir eine Be- kannte erzählt, wie ihre zweijährige Tochter in der Kinderkrippe aufblüht. Ihre Tochter war während der Karenzzeit sehr schüchtern, seitdem sie in der Kinderkrippe ist, würde es ihr viel leichter fallen, mit anderen Kindern zu spielen. Die Lebensqualität sei durch den Besuch enorm gestiegen – für Kind und Mutter.
Oliver Posch, Graz
Keine Wahlmöglichkeit
Sehr objektiv hat Gudrun Kattnig den Umgang mit unseren Steuergeldern in Bezug auf die teuren Kinderkrippenplätze beschrieben. Es bleiben noch ein paar Fragen offen: Wie lange dauert so eine Bindung in den Betreuungseinrichtungen? Was kennzeichnet so eine Bindung? Zuwelcher Bindung sind solche Kurzgebundenen später noch fähig?
Ein Kind verbringt normalerweise neun Monate im Mutterleib, hört die Stimme und den Herzschlag der Mutter, ist mit ihr komplett eins. Dann kommt es in eine kalte Welt und wenn es anhand der Mutter diese Welt entdecken möchte, ist – bums – die Mutter weg. Das Kind schreit gellend nach ihr. Es ist eine ungeheure Stresssituation. Das Kindweiß nicht, ob und wann diemutter wiederkommt. Keiner kann einem kleinen Kind die Zeit erklären. Jeder Abschied ist eine große Enttäuschung, verbunden mit unsäglichen Schmerzen für die kleine Seele. Und zuweilen auch für die Mutter, die keinewahlmöglichkeit hat. Ist das das „kinderfreundliche Österreich“unserer Politiker?
Maria Ganster, Deutschlandsberg, Anna-maria Kaufmann, Hart
bei Graz, für den Initiativkreis engagierter Eltern und Großeltern
Kurse sind zu kurz
„Zu wenige Kinder lernen schwimmen“, 2. 5.
Ein kleiner Artikel mit einem sehr wichtigen Wort: ganzjährige Kurse! Ich bin fast verzweifelt bei der Suche nach passendem Schwimmunterricht für meine Kinder! Ein Schwimmkurs hört nach sechs Mal auf und findet nächstes Jahr dann wieder statt!? Ich bin Holländerin und ich kenne es von „daheim“so, dass man so lange zum Schwimmkurs geht, bis man schwimmen kann, und man macht dann auch eine Schwimmdiplom-prüfung. Das Ganze dauert mindestens mehrere Monate mit wöchentlichem Schwimmunterricht, aber die Kinder (meistens fünf bis sechs Jahre alt) können dann richtig schwimmen! Mir ist klar, dass in den Niederlanden Wasser allgegenwärtiger ist, aber da hier fast in jedem zweiten Garten ein Pool steht, ist es meiner Meinung nach höchste Zeit, dass das Schwimmenlernen die Aufmerksamkeit bekommt, die es auch verdient!
Karlien Hess, Hitzendorf
Bei den immer wieder in Medien auftauchenden Beispielen von „erfolgreichen“Aussteigern kommt mir regelmäßig die Galle hoch. Da lassen angesichts ihrer Sinnkrise und angeblichen Burn-outs Erfolgsmenschen alles liegen und stehen und steigen aus. Natürlich nicht wirklich, sondern nur gespielt. Wenn ich noch jedemenge Geld auf der Bank habe und eine riesigewohnung teuer vermieten kann, bin ich nicht ausgestiegen, sondern nur auf Urlaub. Natürlich wird diesesaussteigen dann noch medial verwertet und ein Film darüber ist fast schon logische Folge. Dann kann man bei den diversen Homecoming-partys und Talkshows dem staunenden Volk Geschichten übers „richtige“Leben erzählen.