Der Brückenbauer
Das Verhältnis der FPÖ zu Kultusgemeinde, Kz-überlebenden und Israel hat sich trotz vieler Bemühungen nicht entkrampft.
acht Uhr früh bereits finden sich heute Bundespräsident Bellen, Kanzler Vizekanzler Strache vor dem monumentalen Hrdlicka-denkmal, das an die Ns-gräuel erinnert, in der Wiener Innenstadt ein. Nach der Kranzniederlegung rauschenvan derbellen undkurz sofort wieder ab. In Mauthausen wird der Befreiung des Konzentrationslagers gedacht. Strache darf nicht mit: Fpö-politiker sind beim Gedenken der Holocaust-überlebenden unerwünscht.
den Sechzigerjahren sind freiheitliche Politiker Persona non grata bei den jährlichen Feierlichkeiten. Die Hoffnung der Fpö-spitze, mit dem Eintritt in die Regierung eine Entkrampfung der Verhältnisse einzuleiten, hat sich nicht erfüllt. Seit dem Start von Türkis-blau haben sich die Fronten eher verhärtet, die FPÖ steht unter besonderer Beobachtung. Oskar Deutsch, Chef der Kultusgemeinde, ist mit einer Begründung schnell zur Hand. „Die FPÖ ist unglaubwürdig.“Straches deutliche Worte an die Adresse der Burschenschaften beim Akademikerball (Wer den Holocaust relativiert, soll „aufste- hen und gehen“) oder dessen ernst zu nehmende Bemühungen um Normalisierung (Historiker-kommission, Rauswurf von Nazi-verherrlichern, Dauerpräsenz bei Holocaust-veranstaltungen) würden durch andere Kräfte konterkariert. Seit Dezember habe man 22 antisemitische Vorfälle im Umkreis der FPÖ gezählt. „Die FPÖ muss endlich eine normale Partei werden.“Internationale Beispiele dafür gibt es übrigens zur Genüge, etwa die Häutung der italienischen Neofaschisten unter Gianfranco Fini.
die Kultusgemeinde das ÖVP-TEAM zur heutigen Vorfeier in Mauthausen eingeladen hat, bleibt das Kontaktverbot zu Fpö-ministern aufrecht. Die blauen Minister werden in Israel auch nicht empfangen. Imjuni reisen Kanz- Im Dauereinsatz: Sobotka ler und Unterrichtsminister Heinz Faßmann nach Jerusalem. Fpö-außenministerin Karin Kneissl ist unerwünscht.
dem Kontext fällt auf, dass Parlamentspräsident Wolf
in eine neue Rolle schlüpft – in die eines Brückenbauers und Mahners, der der FPÖ ins Gewissen zu reden versucht. Kein anderer Övp-spitzenpolitiker investiert aktuell so viel Zeit, Energie und Hirnschmalz in die Aufarbeitung und Aussöhnung. Der Ex-innenminister war Gastgeber und Festredner beim Auschwitz-gedenken im Jänner, Gastgeber der jüngsten Holocaust-feier, ist Festredner heute in Mauthausen und dann am Dienstag bei den Befreiungsfeierlichkeiten am Heldenplatz. Der Niederösterreicher kommt aus einem Nazi-elternhaus, hat sich intensiv mit der familiären Bürde befasst und im Dokumentationsarchiv geforscht. In der Kultusgemeinde und in Mauthausen ist Sobotka Dauergast.
Kanzler ist bei jedem Holocaust-gedenken, wo Sobotka aus Eigeninitiative oder in Absprache mit der Kultusgemeinde oder den KZÜberlebenden als Gastgeber oder Festredner fungiert, nur Zuhörer.