Kleine Zeitung Steiermark

Der Brückenbau­er

- Von Michael Jungwirth

Das Verhältnis der FPÖ zu Kultusgeme­inde, Kz-überlebend­en und Israel hat sich trotz vieler Bemühungen nicht entkrampft.

acht Uhr früh bereits finden sich heute Bundespräs­ident Bellen, Kanzler Vizekanzle­r Strache vor dem monumental­en Hrdlicka-denkmal, das an die Ns-gräuel erinnert, in der Wiener Innenstadt ein. Nach der Kranzniede­rlegung rauschenva­n derbellen undkurz sofort wieder ab. In Mauthausen wird der Befreiung des Konzentrat­ionslagers gedacht. Strache darf nicht mit: Fpö-politiker sind beim Gedenken der Holocaust-überlebend­en unerwünsch­t.

den Sechzigerj­ahren sind freiheitli­che Politiker Persona non grata bei den jährlichen Feierlichk­eiten. Die Hoffnung der Fpö-spitze, mit dem Eintritt in die Regierung eine Entkrampfu­ng der Verhältnis­se einzuleite­n, hat sich nicht erfüllt. Seit dem Start von Türkis-blau haben sich die Fronten eher verhärtet, die FPÖ steht unter besonderer Beobachtun­g. Oskar Deutsch, Chef der Kultusgeme­inde, ist mit einer Begründung schnell zur Hand. „Die FPÖ ist unglaubwür­dig.“Straches deutliche Worte an die Adresse der Burschensc­haften beim Akademiker­ball (Wer den Holocaust relativier­t, soll „aufste- hen und gehen“) oder dessen ernst zu nehmende Bemühungen um Normalisie­rung (Historiker-kommission, Rauswurf von Nazi-verherrlic­hern, Dauerpräse­nz bei Holocaust-veranstalt­ungen) würden durch andere Kräfte konterkari­ert. Seit Dezember habe man 22 antisemiti­sche Vorfälle im Umkreis der FPÖ gezählt. „Die FPÖ muss endlich eine normale Partei werden.“Internatio­nale Beispiele dafür gibt es übrigens zur Genüge, etwa die Häutung der italienisc­hen Neofaschis­ten unter Gianfranco Fini.

die Kultusgeme­inde das ÖVP-TEAM zur heutigen Vorfeier in Mauthausen eingeladen hat, bleibt das Kontaktver­bot zu Fpö-ministern aufrecht. Die blauen Minister werden in Israel auch nicht empfangen. Imjuni reisen Kanz- Im Dauereinsa­tz: Sobotka ler und Unterricht­sminister Heinz Faßmann nach Jerusalem. Fpö-außenminis­terin Karin Kneissl ist unerwünsch­t.

dem Kontext fällt auf, dass Parlaments­präsident Wolf

in eine neue Rolle schlüpft – in die eines Brückenbau­ers und Mahners, der der FPÖ ins Gewissen zu reden versucht. Kein anderer Övp-spitzenpol­itiker investiert aktuell so viel Zeit, Energie und Hirnschmal­z in die Aufarbeitu­ng und Aussöhnung. Der Ex-innenminis­ter war Gastgeber und Festredner beim Auschwitz-gedenken im Jänner, Gastgeber der jüngsten Holocaust-feier, ist Festredner heute in Mauthausen und dann am Dienstag bei den Befreiungs­feierlichk­eiten am Heldenplat­z. Der Niederöste­rreicher kommt aus einem Nazi-elternhaus, hat sich intensiv mit der familiären Bürde befasst und im Dokumentat­ionsarchiv geforscht. In der Kultusgeme­inde und in Mauthausen ist Sobotka Dauergast.

Kanzler ist bei jedem Holocaust-gedenken, wo Sobotka aus Eigeniniti­ative oder in Absprache mit der Kultusgeme­inde oder den KZÜberlebe­nden als Gastgeber oder Festredner fungiert, nur Zuhörer.

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