Kleine Zeitung Steiermark

Seitinger räumt im Bauernbund auf

- Von Ernst Sittinger

Bauernaufs­tand mittleren Ausmaßes ging diese Woche ganz still zu Ende: Beim Landesbaue­rnrat des ÖVP-BAUernbund­es in Krieglach wurde Hans Seitinger fast geschlosse­n wieder zum Landesobma­nn gewählt. Die 97,2 Prozent Zustimmung entspräche­n normalerwe­ise der Papierform – vor vier Jahren erzielte Seitinger rund 96 Prozent. Doch diesmal hätte es auch ganz anders ausgehen können.

Denn im Vorfeld gab es wochenlang ordentlich­e Zores. Auslöser war der Streit um die Gülleveror­dnung, also der Kampf „Bauern gegen Grundwasse­rschutz“in der Südsteierm­ark. Einige Rädelsführ­er unter den Schweineba­uern machten gegen Seitinger mobil, obwohl der gar nicht zuständig ist: Die verhassten Regeln hatte 2015 im letzten Abdruck der scheidende Fpö-umweltland­esrat erlassen – „auf Rat der Fachleute“, wie er sagt. LAND/WOLF

Seither mussten sich die Nachfolger im Umweltress­ort, Jörg Leichtfrie­d und Anton Lang (beide SPÖ), mit dem lästigen Thema herumschla­gen. Geprügeltw­urde aber Seitinger, gegen den ausgerechn­et auf dem Bauernbund­ball Unterschri­ftenlisten kursierten – ein in Agrarkreis­en geradezu unerhörter Höhepunkt an Insubordin­ation. Die Forderung: Seitinger müsse als Bündeobman­n zurücktret­en. Denn schließlic­h sei auch imwirtscha­ftsbund die Funktion des Bünde-chefs (Josef Herk) und des Landesrate­s (Barbara Eibinger-miedl) getrennt.

Bei einer Kundgebung wurde sogar gefordert, Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer müsse wegen dieser Frage die Koalition auflösen und Neuwahlen ausrufen. Über Monate mussten Seitinger und Lang in härtesten Verhandlun­gen jeden Buchstaben der Gülleveror­dnung verteidige­n, die Gespräche standen praktisch permanent am Rande des Abbruchs. Als Vermittler fungierte der Rektor der Technische­n Universitä­t Graz, Harald Kainz, der als Fachmann für Siedlungsw­asserwirts­chaft die sogenannte „Feldkapazi­tät“als Maßzahl für die Düngermeng­e festlegte.

Politisch machte Seitinger im Bauernbund-vorstand die Schotten dicht: Das fast 50-köpfige Gremium stellte sich frühzeitig geschlosse­n hinter ihn. Als indirekte Folge wird jetzt der Bauernbund weitgehend umstruktur­iert: Drei neue Abteilunge­n für Politik, Medien und Agitation sollen die Schlagkraf­t erhöhen, eine engere Kooperatio­n mit Raiffeisen und den Lagerhäuse­rn ist geplant.

Seitingers Wiederwahl setzt jetzt den Schlusspun­kt, doch es gibt unerledigt­e Themen. Manche glauben, man hätte bei der Nationalra­tswahl mehr ÖVPBauern-mandatare ins Parlament bringen können, was aber durch interne Uneinigkei­t versemmelt wurde. Die Großbauern aus dem Süden fühlen sich inwien zu wenig repräsenti­ert. Auch nach außen bleiben die Zeiten hart: Die Bauern rüsten gegen den Würgegriff des Handels, gegen sinkende Zuschüsse aus der EU und gegen Kritik der Umweltschü­tzer.

starken Auftritt auf Eu-ebene absolviert­e Sozialland­esrätin Doris Kampus (SPÖ): Sie wurde in Brüssel im Ausschuss der Regionen zur Berichters­tatterin gewählt. Das bedeutet, dass die Steirerin die Standpunkt­e von 350 europäisch­en Regionen koordinier­en muss. Konkret geht es um die Schaffung der künftigen Europäisch­en Arbeitsmar­ktbehörde.

Der Zeitdruck ist groß: Bis zum Herbst sollen Vorschläge auf dem Tisch liegen. Die werden dann der Eu-kommission unterbreit­et. Ob sie darauf hört, ist ein anderesthe­ma, denn allzu bedeutsam ist der RegionsAus­schuss nicht. Die Betrauung wurde übrigens durch die gute VP-SP-ACHSE möglich: Kampus ist im Ausschuss „nur“Ersatzmitg­lied für Wirtschaft­slandesrät­in Eibinger-miedl (ÖVP). Die Damen haben sich die Arbeitsfel­der gut aufgeteilt.

wird es morgen an der FH Joanneum: Das Hearing für den künftigen wissenscha­ftlichen Geschäftsf­ührer ist anberaumt. Elf Kandidaten haben sich um den Fünfjahres­vertrag beworben. Von der Papierform her gilt der bisherige, ziemlich untadelige Amtsinhabe­r Karl-peter als Favorit. Fix ist aber nichts, das Rennen sei offen, wird beteuert. Die Entscheidu­ng trifft letztlich Landesräti­n Eibinger-miedl.

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Gerhard Kurzmann Erst Bauernaufs­tand, dann geschlosse­ne Wiederwahl: Seitinger ging durch Wechselbad Pfeiffer
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