Kleine Zeitung Steiermark

Das Leben nach dem 15. Februar 1993

Leute

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Als schnellste Miss zog Mercedes Stermitz die Blicke auf sich. Bis zum Unfall. Jetzt, gerade sechzig geworden, denkt sie an ein Comeback.

Wo stecken sie nun, die Schachteln voller Erinnerung­en? Neulich hat ihr Mann aufgeräumt und seither findet sie nichts mehr. Längst sind ganz andere Dinge im Leben von Mercedes OttoStermi­tz wichtiger geworden. Die Zeit, als sie zuerst als Schönheits­königin und dann als Rennfahrer­in von den Titelseite­n strahlte, ist lange her. Der Unfall ist lange her.

Es war der 15. Februar 1993: Stermitz fuhr in ihrem schwarzen Ford Fiesta von Tirol nach Alba, zur Firmenzent­rale von Ferrero, für deren „Milchschni­tte“sie in einem Tv-spot warb. Mit dabei hatte sie ein paar Blätter Papier und einen großen Traum: Sie wollte den Süßwarenhe­rsteller überreden, sie als Sponsor auf dem Weg zur Formel-1-lizenz zu unterstütz­en. Als Frau in die Königsklas­se? – Den damaligen Wm-achten Gerhard Berger hatte sie immerhin schon einmal in einem Slalom-rennen am Mini- Nina Müller mundus-parkplatz geschlagen. Es sollte anders kommen, ganz anders. Am Felbertaue­rn übersah Stermitz die nur für den Winter geltende Gegenverke­hrsregel. Sie überholte einen Lkw, war viel zu schnell.

Das Erste, woran sich Stermitz nach dem Frontalcra­sh wieder erinnern konnte, waren die Worte ihres Vaters. Fünf Wochen später. „Wo bin ich?“– „Im Krankenhau­s.“– „Was ist passiert?“– „Du hast einen Unfall gehabt.“– „Und der andere?“– „Auch im Krankenhau­s.“Dann schlief sie wieder ein. ie Erinnerung­en kamen nicht sofort zurück, und immer wieder musste Stermitz operiert werden – am Kopf, ambein. Erst als sie später zurreha nachvillac­h kam, sollte sich ihr Schicksal wieder zum Guten wenden. Auch wenn dabei nachgeholf­en wurde. Harald Otto war ehemaliger Fußballspi­eler bei Casino Baden, dann angehender Versicheru­ngs-

Dmakler. Er hatte gelesen, dass seine Traumfrau aus der „Milchschni­tten“-werbung dort an ihrer Genesung arbeitet, und ließ sich wegen seiner Rückenprob­leme ebenfalls aufkur schicken. Dort ging es dann sehr schnell. Gerade einmal fünf Wochen nach dem Kennenlern­en wurde am Wörthersee geheiratet – übrigens am selben Tag wie die seit 2014 wieder geschieden­en Armin und Bettina Assinger. Die Otto-stermitz-hochzeit landete auf der Titelseite einer großen Tageszeitu­ng, die der Assingers „nur“im Sportteil. eute sind die beiden seit 24 Jahren verheirate­t, zu Silvester 1999 zogen sie in ein großes Haus, ein Konkursmas­se-schnäppche­n, in Enzesfeld, in der Nähe von Baden. Die zwei Kinder heißen gleich wie die Eltern: Harald junior steckt gerade mitten im Maturastre­ss, wegen seiner Größe wurde er im Fußballver­ein ins Tor gesteckt. Seine große Schwester Mercedes, eine aufgeweckt­e junge Frau mit Down-syndrom, ist bei der Mutter zu Hause.

Der Spruch „Die Welt ist ein Irrenhaus – und hier ist die Zen-

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Alte Autogrammk­arte der schnellen Miss Austria
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Nachlangem­suchen doch gefunden: Erinnerung­en an damals JÜRGEN FUCHS

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