Vivat Johann, vivat Josef!
Josef M. Doeller führte die Capella Ferdinandea zu einem festlichen Finale von Bach XXI.
Werke
für Christi Himmelfahrt, Pfingsten und das Johannisfest bildeten den Abschluss eines 20-jährigen Monumentalprojekts: der Aufführung aller geistlichen Kantaten von Johann Sebastian Bach. Die lange und ertragreiche Zusammenarbeit der Domkantorei mit der Capella Leopoldina füllte ein letztes Mal das Grazer Mausoleum mit Zuhörern und Klängen für Jahrtausende.
Schon die Eröffnung zum Fest Johannes des Täufers begann mit einer ermutigenden Tenorarie. Daniel Johannsen gestaltete mit seiner unver-
GREITH- HAUS ST. ULRICH
brauchten Stimme sowohl die Aufforderung als auch die forschen Rezitative mit frischer Klarheit. Als Antwort darauf kam der huldigende Gesang von Katrin Auzinger, die ihren Alt mit spannungsvoller Phrasierung führte.
Würdevoll las Christian Jordan die Evangelien zu den Feiertagen und öffnete der Musik dadurch Räume. Die Capella Leopoldina unter der Leitung von Jörg Zwicker präsentierte feinsinnige Musiker in einer ausgewogenen Kombination aus Streichern und Bläsern. Besonders der Oboenchor, wie er etwa in der neu eingeführten Schlussszene der Kantate zum ersten Pfingsttag auftrat, zog die Töne in so erwärmender und unerschöpflicher Weise, dass die Ohren sich nicht satthören konnten. Die Domkantorei erschien vor allem in den tragenden Chorälen fein abgestuft und vervollständigte in ihren Einsätzen die Festlichkeit des Abends. Josef M. Doeller gab sich als Leitfigur stets mit Bedacht und andächtig vor der Musik. Die letzten Klänge seiner Anstrengung kostete er voll aus, gefühlt bis „in alle Ewigkeit“. Katharina Hogrefe