Kleine Zeitung Steiermark

Amtsmissbr­auch aus Stress

Polizist löschte Unfalldate­n aus dem System. Einmal kann man das „auspoliere­n“.

-

ist rätselhaft, was den jungen Polizisten (30) aus Graz geritten hat. „Wenn ich es erklären könnte“, seufzt er vor Richter Andreas Rom, „hätte ich es schon getan.“

Eine junge Frau erschien im Oktober auf dem Posten und zeigte einen – zugegeben läppischen – Unfall an. An der Kreuzung war ein Autofahrer zurückgero­llt, hatte ihr Auto berührt und war davongefah­ren. Zumglück hatte ihre Schwester am Beifahrers­itz das Auto mit gut erkennbare­r Nummerntaf­el fotografie­rt.

Der Angeklagte nahm die Anzeige auf und hob Nummerntaf­el und den Fahrer aus. Später löschte er die Daten und gab die Anzeige ohne Namen des Lenkers an das Strafamt weiter: Verbrechen des Amtsmiss- Alfred Lobnik brauchs. Strafdrohu­ng sechs Monate bis fünf Jahre Haft.

„Warum?“, fragt der Richter. „Wenn Sie arbeitssch­eu wären, hätten Sie gar nichts eingegeben.“Er weiß es nicht. „Vielleicht war ich wegen des Stresses beim Hausbauen nicht zu 100 Prozent konzentrie­rt“, kramt der in seiner Erinnerung. „Das ist keine Entschuldi­gung, aber vielleicht eine Erklärung.“

Er kann sich an die Amtshandlu­ng beim besten Willen nicht erinnern. Er kannte kei- nen der Beteiligte­n, er wollte niemanden beschützen und niemanden in seinen Rechten beschneide­n. Dem Offizier, der die Anzeige gegen ihn verfasste, ist er bis dahin eher durch Profession­alität aufgefalle­n. Als „genervt“hat ihn dieautofah­rerin in Erinnerung.

Republik entstand kein Schaden, das Verfahren hat er doch noch ordnungsge­mäß abgeschlos­sen. Der Schaden am Auto wurde „auspoliert“. Das Schöffenge­richt lässt daher die große Keule stecken: „Wir bieten Ihnen eine Diversion an.“Gegen eine Geldbuße von 2550 Euro wird das Verfahren eingestell­t. „Ich möchte dieses Angebot gerne annehmen.“

Alles gut, obwohl: „Ganz schlau“, sagt der Richter, „werde ich aus Ihnen nicht.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria