Treue zu sich selbst oder Treue zur Beziehung?
Ich bin 33 und lebe seit sieben Jahren in einer Beziehung. Es passt auch alles, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich nichts mehr verändert, alles statisch ist, und ich frage mich, ob ich mich trennen soll, kann aber keinen wirklichen Grund benenn
Victor Chu, Psychotherapeut
kann sein, dass Sie vor einer Veränderung stehen. Die notwendige Veränderung kann daher bedeuten, dass Sie sich ganz von der bisherigen Beziehung trennen müssen oder dass sich zumindest die bisherige Beziehung ändern muss. Eine solche Veränderung könnte ein Systemsprung sein. Das bedeutet, dass eine qualitative Veränderung der Beziehung notwendig wird. Nicht nur Teile des Systems, das gesamte System müsste sich ändern und erneuern. Das ist ein gewaltiger Schritt.
Wir stehen an diesem Punkt vor einer Entscheidung: Entscheiden wir uns für unsere eigene, persönliche Entwicklung und setzen wir unsere Beziehungen aufs Spiel? Oder entscheiden wir uns für die Beziehung, die uns bisher vielleicht viel innere Stütze und Kraft gegeben hat, und verzichten auf die persönliche Entwicklung?
Es ist eine folgenreiche Entscheidung – entweder für die Treue zu sich selbst oder für die Treue zur Beziehung. Es muss sich aber beides nicht widersprechen.
Denn eigentlich sind Loyalitäten füreinander unentbehrlich: Wenn ich nicht treu zu mir selbst bin, kann ich nicht ehrlich in der Beziehung sein. Und wenn ich in einer gutenbeziehung bin, müsste meine persönliche Entwicklung auch für den Partner wichtig sein.
Das heißt, wenn sich einer von uns beiden entwickelt, muss auch der andere sich entwickeln, ebenso die gemeinsame Beziehung.
eigentlichekonflikt resultiert also oft gar nicht so sehr aus der falsch verstandenen Alternative „Entweder ich oder wir“, sondern meist aus der Angst vor Veränderung.