Eine schmerzhafte Freundschaft
Der Kanzler reistamsamstag nach Israel. Mit keinem anderen Land unterhält Österreich so wechselhafte Beziehungen.
Wovon Wolfgang Schüssel während seiner siebenjährigen Kanzlerschaft stets geträumt, wird Sebastian Kurz nicht einmal sechs Monate nach Übernahme der Kanzlerschaft zuteil: eine Einladung zu einem offiziellen Besuch in Israel. Aus Rücksicht auf den Sabbat landet der Kanzler an der Spitze einer 50-köpfigen Wissenschafts-, Kultur-, Journalistendelegation erst am Sonntag nach Mitternacht intelaviv. Am Montag trifft Kurz Israels Premier Benjamin Netanjahu, am Dienstag Präsident Reuven Rivlin. Vorgesehen sind Besuche imholocaust-mahnmal von Yad Vashem, eine Kranzniederlegung am Grab von Shimon Peres, Treffen mit den Überlebenden der Shoa sowie eine Visite im Herzl-museum.
Unter Schwarz-blau wurde das erste Regierungsmitglied, Staatssekretär Franzmorak, erst nach zwei Jahren in Israel empfangen, Außenministerin Benita Ferrero-waldner musste drei Jahre warten. Fast vier Jahre lang war Israel nur durch einen Geschäftsträger in Wien vertreten. Talya Lador-fresher, die aktuelle Botschafterin, musste zu Weihnachten nicht die Koffer packen, sondern tummelt sich weiter auf dem diplomatischen Wiener Parkett. Anders als im Jahr 2000 wurde diesmal nicht die ganze Regierung, sondern nur die blaue Mannschaft unter politische Quarantäne gestellt – so auch Außenministerin Karin Kneissl, obwohl sie nicht der FPÖ angehört.
politische Umfeld ist ein völlig anderes“, erklärt ein Insider, der die Entwicklung aus der Nähe verfolgt. „2000 verhängte die ganze EU Sanktionen gegen die Regierung, jetzt haben die Europäer nicht einmal ein Ohrwaschl gerührt.“Eine nicht unerhebliche Rolle habe auch Premier Netanjahu gespielt, der im Unterschied zu manchen Hardlinern im israelischen Außenministerium für einen Mittelweg und eine Politik der offenen Türen plädiert habe. Netanjahu und Kurz kennen sich, schätzen einander und gehören derselben politischen Familie an. Die Israelitische Kultusgemeinde in Wien nimmt fast die idente Differenzierung vor – Kurz ist ein höchst willkommener Gast, HeinzChristian Strache bleibt der Paria. Das Liebäugeln des FPÖChefs mit dem Verlegen der österreichischen Botschaft nach Jerusalem – nach dem Vorbild der USA unter Donald Trump – beeindruckt nicht. Ein paar symbolische Gesten reichen offenbar nicht für eine neue Vertrauensbasis aus.
Dass die Koalitionsregierung Vorleistungen gegenüber Israel