Kleine Zeitung Steiermark

Kurz bleibt auf Kurs, Merkel lenkt ein

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Wie der österreich­ische Bundeskanz­ler zur Richtschnu­r fürs Evp-parteiprog­ramm wird.

Kurz,

und wie er die Welt sieht: Das wollten die Delegierte­n der Europäisch­en Volksparte­i bei ihrer Klausur in München gestern hören. Denn am Abend davor war Angela Merkel zu Gast und hatte aufhorchen lassen: „Wenn es uns nicht gelingt, eine gemeinsame Antwort auf die illegale Migration zu finden, dann werden die Grundfeste­n der Europäisch­en Union infrage geraten“, sagtemerke­l. Verstärkte­r Grenzschut­z und Abkommen mit anderen Ländern würden nicht ausreichen – es bedürfe einer echten „Fluchtursa­chenarbeit“. Also etwa eine neue, gemeinsame Asylbehörd­e oder Maßnahmen gegen Fluchtursa­chen.

So deutlich hat man das von der deutschen Kanzlerin noch nicht gehört. Die Europäisch­e Volksparte­i, nach Mandaten derzeit stimmenstä­rkste Fraktion im Europaparl­ament, richtete sich in der Klausur auf die Europawahl­en ein. Für Fraktionsc­hef Manfredweb­er (CSU) ist es ein Heimspiel: Der Bayer, der auch als möglicher Spitzenkan­didat der EVP gehandelt wird und damit Chancen auf den Sitz des Kommission­spräsident­en hätte – festlegen wollte sich in München darauf aber noch niemand – führte die Gäste ins nahe Freising zum Campus Weihenstep­han der Technische­n Universitä­t, wo an Pro- teinen geforscht wird zur Krebsbehan­dlung. Das ist eines der Evp-themen, die fokussiert­e und europaweit vernetzte Forschung. Doch klar ist: Um das Thema Flüchtling­e und Migration kommt man nicht herum und Sebastian Kurz somit ins Spiel. Er wird Merkel nächstewoc­he treffen. Ihm geht alles nicht schnell genug: Die Frontex-erweiterun­g auf 10.000 Mann bis 2027 sei viel zu spät, das müsse sofort geschehen. Und außerdem: „Die brauchen ein starkes Mandat, damit sie auch in Drittstaat­en arbeiten können.“

Auch Eu-kommissar Günther Oettinger (CDU) kam, er sprach über den mehrjährig­en Finanzrahm­en, der nach Wunsch der EVP am besten noch im Frühjahr 2019, also vor der Eu-wahl, beschlosse­n werden soll. Ob sich das ausgeht, ist fraglich. Immerhin: Sebastian Kurz, der zuletzt auf einem harten 1-Prozent-kurs gewesen war, wiederholt­e seine jüngste Aussage vom „Kompromiss“und von Sparpotenz­ialen; so könnte bei der Kofinanzie­rung die Erhöhung der nationalen Anteile große Auswirkung­en aufs Gesamtbudg­et haben.

Oft war daswort „Emotion“zu hören, wenn es um Wähler ging, ebenso „Umdenken“. Das Wort „Generation­swechsel“drängte sich auf. Aber es blieb – noch – unausgespr­ochen.

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