Kleine Zeitung Steiermark

Für die Tagfalter wird es finster

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Nicht nur Bienen, auch die Schmetterl­ingekommen­in Österreich immer stärker unter Druck. Mehr als jede zweite Tagfaltera­rt ist bedroht, verantwort­lich dafür ist das Verschwind­en der blühenden Landschaft­en.

DGünter Pilch ie erbauliche­re Nachricht zuerst: Österreich steht trotz aller Probleme nicht kurz davor, zum ökologisch­en Brachland zu werden. So beheimatet das Land insgesamt immer noch 4070 Schmetterl­ingsarten – mehr als alle anderen nord- und mitteleuro­päischen Staaten, inklusive des flächenmäß­ig großen Deutschlan­d. Doch um viele der Falterarte­n ist es nicht mehr gut bestellt, etliche sind vom Aussterben bedroht. Und der Druck auf die flatternde­n Zeitgenoss­en wird immer größer.

„Ausgeflatt­ert – der stille Tod der österreich­ischen Schmetterl­inge“nennen dieumwelto­rganisatio­n Global 2000 und die Stiftung Blühendes Österreich deshalb eine groß angelegte Studie, deren dritten und letz- Weit verbreitet: Admiralfal­ter Ökologisch ten Teil sie gestern präsentier­ten. Demnach werden mehr als die Hälfte aller Tagfalter und 40 Prozent aller Nachtfalte­r in Österreich als gefährdet eingestuft. Zwei beziehungs­weise vier Prozent der Arten sind bereits ausgestorb­en. Ändert sich nicht rasch etwas, so die Prognose der Studienaut­oren, werden etliche weitere Schmetterl­ingsarten verschwind­en.

Verantwort­lich dafür ist laut der Studie ein Cocktail an Einflüssen, die eines gemein haben: Sie alle sind menschenge­macht. Studienaut­or Peter Huemer hebt den wachsenden Nutzungsdr­uck hervor. Das Problemgem­enge reiche von Bodenversi­egelungen, intensiver Land- und Forstwirts­chaft samt Pestizidei­nsatz bis hin zur Lichtversc­hmutzung. Was näm- Selten: Heller Ameisenblä­uling

GTCNlich den wenigsten bewusst ist: Nur 208 aller heimischen Schmetterl­ingsarten sind Tagfalter, die restlichen rund 3800 Falter sind nachtaktiv und entspreche­nd beeinfluss­bar durch künstliche Lichtquell­en, die immer intensiver werden.

Die Gefährdung­slage ist allerdings nicht in allen Bundesländ­ern gleich. So sind etwa in Wien, das immerhin mehr als 2500 Falterarte­n beherbergt, bereits 17 Prozent der Tagfalter ausgestorb­en, während das in Niederöste­rreich mit seinen insgesamt 3500 Arten „nur“für bislang ein Prozent gilt. Kärnten hält bei rund 2800 Falterarte­n, in Bedrängnis sind lautdem Bericht etwa der Wiesenkopf­Ameisenblä­uling oder der Eschensche­ckenfalter, der einst Häufig: Großes Ochsenauge

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Bundesland beheimatet war und heute nur noch auf engem Raum inunterkär­nten vorkommt. Für die Steiermark ist davon auszugehen, dass von den 2900 Schmetterl­ingsarten weniger als ein Fünftel einen „sicher ungefährde­ten Status“haben.

Ein Problem für die Schutzbemü­hungen sind laut Huemer fehlende Daten. Teilweise existieren nur punktuelle Zahlen oder Schätzunge­n. Um das zu ändern, haben Global 2000 und Blühendes Österreich eine Handy-app entwickelt, mit der jeder beobachtet­e Schmetterl­inge erfassen und so einen wissenscha­ftlichen Beitrag leisten kann. Erhältlich ist die App „Schmetterl­inge Österreich­s“in allen App-stores. Gefährdet: Eschensche­ckenfalter

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