„Das Unbehagen der Bürger wächst“
Die Eu-länder driften weg von der politischen Mitte, unsere Leser nennen Gründe dafür.
„Die innere Korrosion der europäischen Idee“, 5. 6.
Ministerpräsiden Viktor Orbán, Ungarn, ermutigte kürzlich einen Parteivorsitzenden in Slowenien im Zuge der Wahlwerbung zur „illiberalen Demokratie“. In einer Rede 2014 hat Orbán seine Sicht der Staatsform in Ungarn als eine illiberale Demokratie beschrieben. Er betrachte die Werte der liberalen Demokratie nicht als zentrales Element der staatlichen Organisation: Die Politikerin/der Politiker ist zwar vom Volke gewählt, respektiert aber dessen Grundrechte nicht, ja sie/er schränkt sie sogar effektiv ein.
Ich bin davon überzeugt, dass man Bekenntnissen zur illiberalen Demokratie (wie Orbán) in unseren Breiten vehement widersprechen müsste, wollen wir auf Dauer unsere Grundwerte (z. B. Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit usw.), die unsere Vorfahren mühsamst „erkämpft“haben, nicht aufs Spiel setzen. Eine diesbezügliche Solidarisierung kann nur über Parteigrenzen hinweg erfolgen und muss öffentlichkeitswirksam vertreten werden. Das sind wir unseren Vorfahren und Nachkommen schuldig!
Helmut Haidenbauer, Feldbach
Drängende Probleme
Jetzt also Slowenien. Nach dem monatelangen Theater in Sachen Koalitionsvariante in Deutschland haben sich die etablierten Parteien doch noch zähneknirschend zu einer Zusammenarbeit aufgerafft, um die gefürchtete AFD von der Macht fernzuhalten. In Italien gehen die Uhren wieder einmal anders. Dort sind die Konservativen und die Sozialdemokraten schon längst Geschichte, dafür haben sich die Leganord (rechter Rand) und die Fünf SterneBewegung (extrem links) zusammengetan und eine Regierung gebildet. Österreich hat sich mehrheitlich für das Experiment Türkis-blau entschieden. Und jetzt Slowenien. Das kleine Eu-land hat für einen weiteren Ruck nach rechts gesorgt.
Was haben die Menschen in den beschriebenen Ländern gemeinsam? Es ist ein stetig steigendes Unbehagen mit den Zuständen. Es droht ein Menschenansturm über die neue Balkanroute via Albanien und viele ertrinken wieder bei der Flucht im Mittelmeer. Das sind die wahren und drängenden Probleme, die der Lösung harren und nicht Trinkhalme und Wattestäbchen!
Herbert Tischhardt, Leoben
Veraltete Sichtweisen
Außensicht: „Ein Schritt gegen den Unfug des Binnen-i“, 2. 6.
Das Streichen des Binnen-i und somit die Sichtbarkeit der Frauen in der Sprache wird laut dem Gastkommentar wohlwollend in der Bevölkerung aufgenommen. Interessieren würde mich nun die Anzahl der befragten Personen in der genanntenumfrage, denn nur eine Prozentangabe ist hier eher irreführend.
Ich fühle mich, als dem weiblichen Geschlecht angehörend, bei männlichen Anreden daher auch NICHT angesprochen. Techniker will ich nicht sein, Technikerin aber schon. Aus
der Sprache, aus dem Sinn – viele Beispiele aus der Vergangenheit zeigen dies, soll das nun den Frauen in einem Staat wie Österreich auch passieren? Unsere Töchter sollen in der Sprache und damit in der Gesellschaft anerkannt und wertgeschätzt werden. Lösungsvorschläge sind bei dieser Thematik rar, die alleinige Verwendung der weiblichen Form sicher auch ein Rückschritt in der Gleichstellung von Frau und Mann, wobei bei dermeinungsäußerung mancher Personen schon der Gedanke kommt, ob die Methode „Lernen durch Erfahrung“, also der sprachliche Verzicht auf männliche Formen, der einzige Weg zu sein scheint, von manch veralteten und in einer aufgeklärten Gesellschaft peinlichen Sichtweisen abzukommen.
Katja Hüttenbrenner, Leoben