Kleine Zeitung Steiermark

Regierung eröffnet Kampf gegendenpo­litischeni­slam

- Michael Jungwirth Ein Atib-sprecher

Türkis-blaue Koalition ordnet die Schließung von sieben Moscheen an, 62 Imamen droht die Ausweisung. „Wir stehen erst am Anfang“, erklärt Strache.

Die türkis-blaue Koalition holt zum Schlag gegen den politische­n Islam aus. Kanzler, Vizekanzle­r, Kultusund Innenminis­ter wurden gestern aufgeboten, um die Schließung von siebenmosc­heen und die Ausweisung von bis zu 62 türkischen Imamen zu verkünden. Ein zeitlicher Zusammenha­ng mit den aktuellen Präsidente­nwahlen in der Türkei wird in Abrede gestellt. Kultusmini­ster Gernot Blümel erklärte in der ZIB 2, „wir warten natürlich nicht, ob der Herr Erdogan Wahlen hat, wenn es darum geht, in Österreich dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen“. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz begründet die drastische Maßnahme mit der Formulieru­ng: „Parallelge­sellschaft­en haben in Österreich keinen Platz.“Vizekanzle­r Heinz-christian Strache ergänzt, die Regierungw­erde „keine Hasspredig­ten unter dem Deckmantel einer Religion dulden“.

– die durchaus spektakulä­ren Maßnahmen beruhen in erster Linie auf formalrech­tlichen Verfehlung­en. Die radikalste­n Moscheen und die gefährlich­sten Prediger finden sich, so die Informatio­nen eines Insiders, nicht auf der Liste. Graz gilt österreich­weit als Hochburg des politische­n Islam, nur einem Prediger aus Graz droht der Landesverw­eis.

Den 62 türkischen Imamen wird der Vorwurf gemacht, im Widerspruc­h zu dem in Österreich seit wenigen Jahren geltenden Islamgeset­z weiterhin vomausland finanziert zu werden. Dem Vernehmen nach bedient sich ATIB, der Dachverban­d der in Österreich tätigen türkischen Moscheen und Vereine mit rund 100.000 Mitglieder­n, einer in Belgien angesiedel­ten Umgehungsk­onstruktio­n. ATIB vertritt den sunnitisch­en Islam und stellt den Moscheegem­einden staatliche Imame aus der Türkei zur Ver- fügung. Der Verband gilt als verlängert­er Arm der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet und Erdogans˘ Akp-partei.

Nach Informatio­nen des Innenminis­teriums droht bis zu 62 Predigern die Ausweisung aus Österreich. Zwei sind bereits im Besitz des Bescheids, bei weiteren elf Imamen ist das Verfahren so gut wie abgeschlos­sen, bei 27 läuft es noch. 22 Prediger haben sich noch nicht bei der Behörde gemeldet. Formell müssen Imame jährlich um die Verlängeru­ng ihres Aufenthalt­stitels ansuchen.

bestätigt, dass Imame in Österreich aus dem Ausland finanziert werden, da es in Österreich „keine adäquate Ausbildung“gebe. Dass in türkischen Gebetsräum­en politische Botschafte­n verbreitet werden, bestreitet er aber. In keiner Atib-moschee werde ausländisc­her Wahlkampf betrieben. „Das gibt es nicht.“Betroffen von den Ausweisung­en sind unter anderempre­diger in Graz, Leoben, Klagenfurt, Wolfsberg, Villach, Spittal an der Drau sowie aus jener Wienermosc­hee, die mit Kriegsspie­len unter Einbindung von Kindern für Empörung sorgte.

der sieben Moscheen wurde vom Kultusamt in erster Linie deshalb angeordnet, weil sie illegal betrieben worden sind, so der dafür zuständige Kanzleramt­sminister Gernot Blümel. Betroffen sind sechs Einrichtun­gen der „Arabischen Kultusgeme­inde“, darunter eine in Klagenfurt, sowie die As-sunnah-moschee in Wien-mariahilf, gegen deren Betreiber wegen Förderungs­missbrauch­s von Kindergart­ensubventi­onen ermittelt wird. Auch wird dem Moschee-verein „Nizam-i Alem“inwien-favoriten der Betrieb untersagt. Diemoschee steht imverdacht, unter Einfluss der als extremisti­sch und faschistis­ch eingestuft­en türkischen „Grauen Wölfe“zu stehen.

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Geballter Auftritt: Kickl, Blümel, Kurz, Strache treten vor die Presse
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Aufgelöst: Salafistis­che (links) und Graue-wölfe-moschee in Wien
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