Kulturen sind ihr Metier
Ihr Wissen über interkulturelle Kommunikation setzt die Grazerin Birgit Phillips (41) für den guten Zweck ein.
Urlaub freiwillig arbeiten, das macht Birgit Phillips gerne – wenn es um eine gute Sache geht. Die Bildungswissenschaftlerin verbrachte Anfang des Jahres zwei Wochen in Yangon in Myanmar, um dort Kindern, hauptsächlich Mädchen, aber auch Sozialarbeiterinnen und Lehrerinnen grundlegende gesundheitliche Standards näherzubringen. Themen wie sexuell übertragbare Krankheiten oder Menstruationshygiene sind in vielen Teilen der Bevölkerung nach wie vor ein riesengroßes Tabu. „Auch die Dolmetscherinnen konnten sich manchmal ein peinlich berührtes Schmunzeln nicht verkneifen“, erzählt die 41-Jährige von ihren Erfahrungen aus den Workshops. „Man muss sehr sensibel an die Dinge herangehen, jede Kultur hat da andere Zugänge.“Ihre Erfahrungen als Vortragende im Bereich interkulturelle Kompetenz kamen ihr dabei sehr zugute.
Für Mädchen und Frauen gibt es in Myanmar leider oft nichts zu lachen. „Vergewaltigungen stehen quasi an der Ta- Derzeit ist
gesordnung, die Hiv-infektionen steigen“, weiß die Hochschullehrende, die auf der FH Burgenland im Gesundheitsdepartment unterrichtet, zu berichten. Mit Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung versuchte die gebürtige Vorauerin, diese Zielgruppe zu stärken. Hunderte Kondome, Menstruationstassen und Hygienepakete für dieworkshopteilnehmerinnen hatte Phillips dank Sponsoren und Spenden aus dem Familien- und Freundeskreis mit im Gepäck. Vor Ort wurde sie von der Hilfsorganisation „Sonne International“unterstützt.
Neugierde für andere Kulturen hat Phillips bereits in mehr als 60 Länder geführt. Meist war sie mit dem Rucksack unterwegs, zuletzt insgesamt fünf Jahre in Zentral- und Mittelamerika, bevor sie sich mit ihrem Ehemann und ihren Kindern (5 und 7) in Graz niedergelassen hat. Der nächste interkulturelle Einsatz ist übrigens auch schon in Planung. Nächstes Jahr geht es nach Indien, wo sie neben Gesundheitsbildungsworkshops in einer der ärmsten Regionen des Landes, Bihar, auch ein Projekt von „Sonne International“zur Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung wissenschaftlich begleitet.
Österreich geboren zu sein, kommt einem Lottogewinn gleich“, erklärt Phillips diemotivation für ihr Engagement, „ich sehe es als meine Verantwortung, denen etwas zu geben, die dieses Glück nicht hatten.“Daneben spiele auch der Reiz, die persönlichen Fähigkeiten in einem völlig anderen Kontext einzusetzen und dabei die eigenen Grenzen auszuloten, neue Blickwinkel zu gewinnen und Vorbild für die eigenen Kinder zu sein, eine wichtige Rolle.