Italien ist nicht Griechenland
schlechte Nachricht zuerst: Italien ist viel größer – die drittgrößtewirtschaft in der Eurozone. Damit kann es nicht durch Finanzspritzen von außen gerettet werden. Es muss selbst bereit sein, die wirtschaftliche Basis und das institutionelle Umfeld zu verbessern.
Diewirtschaft ist zwar solider, sie ist dennoch in schlechtem Zustand: Daswachstum ist seit Langem unter dem europäischen Durchschnitt, die Einkommen stagnieren, die Schulden nehmen zu. Derzeit betragen sie 132 Prozent der jährlichenwirtschaftsleistung, sind damit weltweit die dritthöchsten. Falls diewahlversprechen der neuen Regierung umgesetzt werden – Flat Tax, Grundeinkommen, Rücknahme der Pensionsreform –, würden sie sich erhöhen.
Dazu kommen ein stark gefährdetes Banksystem mit ausstehenden „faulen“Krediten, niedrige Produktivität, und eine zuletzt verstärkte Abwanderung der qualifizierten Jugend in Länder, die ihnen mehr an Arbeitsplätzen und Bezahlung bieten.
Die gute Nachricht? Italien ist nicht so verwundbar wie vielfach geglaubt. Die Schulden sind zum Großteil von Italienern gezeichnet, die internationalen Finanzmärkte mit gelegentlichen Panikattacken spielen damit nicht so eine große Rolle. Vorläufig hilft auch noch die Europäische Zentralbank aus. Im letzten Jahr wurde sogar – trotz schwacher Regierung – gespart und budgetär ein Überschuss erzielt.
Die Italiener selbst wollen aus der Eurozone nicht austreten. Sie wissen, dass damit ihre Ersparnisse entwertet und ihre Löhne sinken würden. Und eine alt-neue Währung wäre ohnehin keine Lösung: Bald gäbe es eine höherwertige Lega-nord-lira und eine abwertungsgefährdete Cinque-stelle-lira immezzogiorno.
Hoffnung bleibt, dass Italien schneller als Griechenland lernt, dass ökonomische und politische Grundmechanismen nicht außerkraft gesetzt werden können.
Wahlkämpfe mögen Zeiten konzentrierter und rauschhafter Unvernunft sein, Regierungsverantwortung wirkt allerdings schnell ernüchternd.
Die Italiener selbst wollen aus der Eurozone nicht austreten. Sie wissen, dass damitihreersparnisse entwertet würden.
lehrt Volkswirtschaft an den Universitäten Graz und Udine