Kleine Zeitung Steiermark

Italien ist nicht Griechenla­nd

- Michael Steiner

schlechte Nachricht zuerst: Italien ist viel größer – die drittgrößt­ewirtschaf­t in der Eurozone. Damit kann es nicht durch Finanzspri­tzen von außen gerettet werden. Es muss selbst bereit sein, die wirtschaft­liche Basis und das institutio­nelle Umfeld zu verbessern.

Diewirtsch­aft ist zwar solider, sie ist dennoch in schlechtem Zustand: Daswachstu­m ist seit Langem unter dem europäisch­en Durchschni­tt, die Einkommen stagnieren, die Schulden nehmen zu. Derzeit betragen sie 132 Prozent der jährlichen­wirtschaft­sleistung, sind damit weltweit die dritthöchs­ten. Falls diewahlver­sprechen der neuen Regierung umgesetzt werden – Flat Tax, Grundeinko­mmen, Rücknahme der Pensionsre­form –, würden sie sich erhöhen.

Dazu kommen ein stark gefährdete­s Banksystem mit ausstehend­en „faulen“Krediten, niedrige Produktivi­tät, und eine zuletzt verstärkte Abwanderun­g der qualifizie­rten Jugend in Länder, die ihnen mehr an Arbeitsplä­tzen und Bezahlung bieten.

Die gute Nachricht? Italien ist nicht so verwundbar wie vielfach geglaubt. Die Schulden sind zum Großteil von Italienern gezeichnet, die internatio­nalen Finanzmärk­te mit gelegentli­chen Panikattac­ken spielen damit nicht so eine große Rolle. Vorläufig hilft auch noch die Europäisch­e Zentralban­k aus. Im letzten Jahr wurde sogar – trotz schwacher Regierung – gespart und budgetär ein Überschuss erzielt.

Die Italiener selbst wollen aus der Eurozone nicht austreten. Sie wissen, dass damit ihre Ersparniss­e entwertet und ihre Löhne sinken würden. Und eine alt-neue Währung wäre ohnehin keine Lösung: Bald gäbe es eine höherwerti­ge Lega-nord-lira und eine abwertungs­gefährdete Cinque-stelle-lira immezzogio­rno.

Hoffnung bleibt, dass Italien schneller als Griechenla­nd lernt, dass ökonomisch­e und politische Grundmecha­nismen nicht außerkraft gesetzt werden können.

Wahlkämpfe mögen Zeiten konzentrie­rter und rauschhaft­er Unvernunft sein, Regierungs­verantwort­ung wirkt allerdings schnell ernüchtern­d.

Die Italiener selbst wollen aus der Eurozone nicht austreten. Sie wissen, dass damitihree­rsparnisse entwertet würden.

lehrt Volkswirts­chaft an den Universitä­ten Graz und Udine

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