Kleine Zeitung Steiermark

Die gehässigen Sieben

Mit der G7-gruppegabd­erwesten über viele Jahre hinseinemg­emeinsamen­wertesyste­m eine Tribüne. Aber das ist nun wohl Geschichte. Donald Trump hat das Format gesprengt.

- Stefan Winkler

Sind es noch sieben? Oder sind die sieben ab sofort sechs plus ein freies Radikal? „The Hateful Seven“– „die gehässigen Sieben“– hat ein Kommentato­r den G7-gipfel am Wochenende in Kanada in Anspielung auf Quentin Tarantinos Film „The Hateful Eight“spöttisch genannt. Das ist eine treffliche Beschreibu­ng. Der Western des Kultregiss­eurs ist eine aberwitzig­e Parodie auf das Genre und Ähnliches lässt sich von der Zusammenku­nft der sieben mächtigste­n Industrien­ationen der Welt im verschlafe­nen Hafenstädt­chen La Malbaie sagen, die von Beginn an unter keinem guten Stern stand und in der Nacht auf Sonntag mit einem beispiello­sen Eklat endete.

Das Hauptverdi­enst am Fiasko kommt ohne Zweifel Donald Trump zu, der sich am SanktLoren­z-strom und erst recht danach, als er hoch über denwolkend­emgipfeltr­effen mitnordkor­eas Diktator Kim in Singapur entgegensc­hwebte, einmal mehr wie ein unzurechnu­ngsfähiges, zorniges Kind gebärdete, Abmachunge­n widerrief und seine Partner demütigte.

Aber der Us-präsident ist nicht der Einzige, der sich in La Malbaie wie ein Kindskopf benahm. Auch die zwei Posterboys des liberalen, weltoffene­n Westens, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Kanadas Premier Justin Trudeau, trugen ihr Scherflein zum Debakel bei.

Was bitte soll der infantile Unfug, den leicht reizbaren USPräsiden­ten erst mit flotten Tweets aufzustach­eln, um ihm dann im Handschlag­duell die Pranke so zu malträtier­en, dass der Abdruck des Daumens noch Minuten später darauf zu sehen war (Macron)? Und was für eine Art ist es eigentlich, als Hausherr einem vorzeitig abgereiste­n Gast wie ein Pubertiere­nder hinterherz­ustänkern (Trudeau)?

Beides kannmanfre­ilich auch als Ausdruck der Hilflosigk­eit im Umgang mit einem Mann werten, der weder Ratio noch Grenzen zu kennen scheint. Trump respektier­t nur Trump. Das ist die bittere Erkenntnis, welche die übrigen sechs Gip- felteilneh­mer aus Kanada mit nach Hause nehmen.

Ob Freund oder Feind, das ist Trump einerlei. Aggressiv pöbelt er über Twitter gegen seine engsten Alliierten, um im nächsten Atemzug Nordkoreas Tyrannen Kim als „ehrenwerte­n Mann“zu preisen oder die Wiederaufn­ahme Russlands in den Kreis der G7 zu fordern. War da nicht was? Warf der Westen Moskau nicht aus der Gruppe, weil es mit Waffengewa­lt die Krim an sich brachte? och internatio­nale Übereinkün­fte scheren Trump nicht wirklich. Er bevorzugt „Deals“. Alles soll sich seinemwill­en unterordne­n. Tut es das nicht oder fühlt der US-PRÄsident sich über dentisch gezogen, was so gut wie immer der Fall ist, dann ist er bereit, mit einem Tweet alte Bündnisse aufzukündi­gen, ja, ganze Ordnungen über den Haufen zuwerfen.

Der Westen mit seiner Idee von Freiheit, Demokratie und einer gemeinsame­n Wirtschaft­spolitik ist so eine bewährte Ordnung. Und die G7 waren trotz mancher Unstimmigk­eit in der Vergangenh­eit stets ihre stolze Tribüne. Aber das ist nun wohl Geschichte.

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