Die gehässigen Sieben
Mit der G7-gruppegabderwesten über viele Jahre hinseinemgemeinsamenwertesystem eine Tribüne. Aber das ist nun wohl Geschichte. Donald Trump hat das Format gesprengt.
Sind es noch sieben? Oder sind die sieben ab sofort sechs plus ein freies Radikal? „The Hateful Seven“– „die gehässigen Sieben“– hat ein Kommentator den G7-gipfel am Wochenende in Kanada in Anspielung auf Quentin Tarantinos Film „The Hateful Eight“spöttisch genannt. Das ist eine treffliche Beschreibung. Der Western des Kultregisseurs ist eine aberwitzige Parodie auf das Genre und Ähnliches lässt sich von der Zusammenkunft der sieben mächtigsten Industrienationen der Welt im verschlafenen Hafenstädtchen La Malbaie sagen, die von Beginn an unter keinem guten Stern stand und in der Nacht auf Sonntag mit einem beispiellosen Eklat endete.
Das Hauptverdienst am Fiasko kommt ohne Zweifel Donald Trump zu, der sich am SanktLorenz-strom und erst recht danach, als er hoch über denwolkendemgipfeltreffen mitnordkoreas Diktator Kim in Singapur entgegenschwebte, einmal mehr wie ein unzurechnungsfähiges, zorniges Kind gebärdete, Abmachungen widerrief und seine Partner demütigte.
Aber der Us-präsident ist nicht der Einzige, der sich in La Malbaie wie ein Kindskopf benahm. Auch die zwei Posterboys des liberalen, weltoffenen Westens, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kanadas Premier Justin Trudeau, trugen ihr Scherflein zum Debakel bei.
Was bitte soll der infantile Unfug, den leicht reizbaren USPräsidenten erst mit flotten Tweets aufzustacheln, um ihm dann im Handschlagduell die Pranke so zu malträtieren, dass der Abdruck des Daumens noch Minuten später darauf zu sehen war (Macron)? Und was für eine Art ist es eigentlich, als Hausherr einem vorzeitig abgereisten Gast wie ein Pubertierender hinterherzustänkern (Trudeau)?
Beides kannmanfreilich auch als Ausdruck der Hilflosigkeit im Umgang mit einem Mann werten, der weder Ratio noch Grenzen zu kennen scheint. Trump respektiert nur Trump. Das ist die bittere Erkenntnis, welche die übrigen sechs Gip- felteilnehmer aus Kanada mit nach Hause nehmen.
Ob Freund oder Feind, das ist Trump einerlei. Aggressiv pöbelt er über Twitter gegen seine engsten Alliierten, um im nächsten Atemzug Nordkoreas Tyrannen Kim als „ehrenwerten Mann“zu preisen oder die Wiederaufnahme Russlands in den Kreis der G7 zu fordern. War da nicht was? Warf der Westen Moskau nicht aus der Gruppe, weil es mit Waffengewalt die Krim an sich brachte? och internationale Übereinkünfte scheren Trump nicht wirklich. Er bevorzugt „Deals“. Alles soll sich seinemwillen unterordnen. Tut es das nicht oder fühlt der US-PRÄsident sich über dentisch gezogen, was so gut wie immer der Fall ist, dann ist er bereit, mit einem Tweet alte Bündnisse aufzukündigen, ja, ganze Ordnungen über den Haufen zuwerfen.
Der Westen mit seiner Idee von Freiheit, Demokratie und einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik ist so eine bewährte Ordnung. Und die G7 waren trotz mancher Unstimmigkeit in der Vergangenheit stets ihre stolze Tribüne. Aber das ist nun wohl Geschichte.
D