Hochsaison für die Positionskämpfe
Auf die Vertragsverlängerung von Daniel Ricciardo bei Red Bull, der gestern ein völlig verpatztes Qualifying im Regen von Ungarn erwischte (nur 12.), wartet die Formel 1 im Moment mit Spannung – nachdem der Australier ja in Hockenheim gemeint hatte, es könne noch vor der Sommerpause passieren. Bei Ferrari gehen viele davon aus, dass nach dem Tod von Sergio Marchionne Kimi Räikkönen jetzt doch noch ein Jahr bleiben kann. Das hieße: Bei den drei Topteams der Formel 1 bliebe auch 2019 alles unverändert.
Weil die Konkursverfahren im Mittelfeld aber zunehmen, könnte bald das große Stühlerücken ausbrechen. Vieles hängt davon ab, wie es nun bei Force India tatsächlich weitergeht: Das Team, das seit einiger Zeit massive Finanzprobleme hat, wurde am Freitagabend durch ein Londoner Gericht unter Zwangsverwaltung gestellt, also in eine kontrollierte Insolvenz geschickt. Interessant, dass hinter der Aktion eine gemeinsame Firma des Force-india-piloten Sergio Perez und seines Managers Julian Jakobi steckt – der Mexikaner will 4 Millionen Euro ausstehendes Fahrergehalt eintreiben. Auch Mercedes, wo man noch auf ausstehende 10 Millionen Euro wartet, sowie Hauptsponsor BWT unterstützten die Bemühungen. Von dem österreichischen Unternehmen heißt es, dass seine Zahlungen zumindest teilweise nur ein Kredit gewesen seien.
Wobei es den Beteiligten in dem ganzen Prozess wohl vor allem darum geht, dasteam aus den Händen von Vijay Mallya zu reißen. Er soll zuletzt über ein kompliziertes Finanzgeflecht Gelder abzogen haben, um damit seine anhängigen juristischen Verfahren in Indien zu finanzieren. Interessenten für eine Übernahme gibt es wohl einige. Zwei amerikanische Investmentfirmen werden immer wieder genannt, hinter einer soll auch das IndycarTeam von Michael Andretti stehen. Dazu ein englischer Energy-drink-hersteller, der aber nicht einmal als glaubwürdiger Sponsor akzeptiert wurde. Natürlich auch BWT, dazu der russische Milliardärs-vater von Force-india-testpilot Nikita Mazepin. Von Dmitri Mazepin, der seine Milliarden im KaliGeschäft im Ural gemacht hat, soll allerdings Mercedes nicht angetan sein. In der nächsten Woche will sich der Insolvenzverwalter für einen Käufer entscheiden.
Der kanadische Milliardär Lawrence Stroll soll doch nicht unter den direkten Kaufinteressenten sein, allerdings könnte er sich mit einer größeren Investition in das Team an einen anderen Käufer anhängen. Mit dem Ziel natürlich, seinen Sohn Lance, der bei Williams angesichts des dortigen Leistungsabsturzes in dieser Saison nicht wirklich weiterkommt, dann nächstes Jahr bei Force India unterzubringen. Dann wäre bei Williams ein Platz frei für den hoch gehandelten britischen Mercedes-junior George Russell, der derzeit die Formel-2Wertung anführt. Wobei sich die Frage stellt, wie Williams sich in Zukunft finanzieren will, wenn Stroll sein Geld abzieht. Auch Hauptsponsor Martini steigt zu Saisonende aus.
Weitere denkbare Rochaden: Carlos Sainz jr. wird zumindest für nächstes Jahr mit Mclaren in Verbindung gebracht – Fernando Alonso, der sich ja frühestens in der Sommerpause