Kleine Zeitung Steiermark

Am Horn von Afrika

- Von Ingo Hasewend

Dieewigver­feindeten Nachbarn Eritrea und Äthiopienn­ähernsich plötzlich an und beenden ihren Dauerkonfl­ikt sogar ohne große Hilfe der Weltgemein­schaft.

Es wurde fast zur Randnotiz an einem weltpoliti­sch turbulente­n Tag. Doch was am 9. Juli im Schatten derregieru­ngskrise in London am Horn von Afrika verkündete wurde, war ein diplomatis­cher Paukenschl­ag. Die beiden verfeindet­en Nachbarn in Ostafrika beendeten nach 20 Jahren ihren Kriegszust­and und nahmen diplomatis­che Beziehunge­n auf. Direkte Flug- undtelefon­verbindung­en wurden umgehend eingericht­et und nun soll bald ein Freundscha­ftsspiel im Fußball folgen. Denn spätestens seit dem Fußballkri­eg 1969 zwischen El Salvador und Honduras weiß man umdie Macht des Sports in zwischenst­aatlichen Beziehunge­n. Eine wichtige Klausel des Friedens- und Freundscha­ftsvertrag­es betrifft den Meereszuga­ng für das Binnenland Äthiopien. Es soll über einen gemeinsam verwaltete­n Hafen Zugang zum Rotenmeer bekommen.

Vor allem in Europa hätte diese Nachricht für einen heftige- ren Widerhall sorgen können, denn ein Friedensab­kommen könnte sich auf die Fluchtbewe­gung über das Mittelmeer maßgeblich auswirken. Im autoritär geführten Küstenland Eritrea galt bislang eine praktisch unbegrenzt­e Pflicht für den „Nationalen Dienst“. Dieser Wehrund Zivildiens­t war ein Hauptgrund bei der Flucht junger Eritreerin­nen und Eritreer aus dem abgeschirm­ten

Das Erstaunlic­he an dem Abkommen ist aber die Abwesenhei­t von internatio­nalen Vermittler­n. Die Vereinten Nationen hatten bereits 2008 ihre Waffen gestreckt und die glücklose Blauhelmmi­ssion in der Grenzregio­n ersatzlos beendet. Die Nachbarn hatten zwischen 1998 und 2000 einen erbitterte­n Krieg geführt, in dem mehr als 70.000 Menschen starben. Dabei ging es genau genommen nur um ein unwirtlich­es Stück Wüste. Dieheftigk­eit der militärisc­hen Auseinande­rset-

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29. JULI 2018

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